Monte Carlo – Der Tod von Niki Lauda setzt Lewis Hamilton schwer zu. Der fünfmalige Weltmeister ließ am Mittwoch zum Auftakt des Formel-1-Klassikers in Monte Carlo seine Medientermine absagen.
Anstatt wie eigentlich vorgesehen Hamilton, stellte sich dessen Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas den Fragen bei der offiziellen Pressekonferenz. Man habe darum gebeten, dass Hamilton nach dem Tod von Lauda der Pk fernbleiben dürfe, erklärte ein Sprecher des deutschen Rennstalls und bat um Verständnis: «Lewis hat einen sehr engen Freund verloren.»
Zu Ehren Laudas will das Team die beiden Autos an diesem Wochenende mit einem Tribut an den dreimaligen Weltmeister und Teamaufsichtsratschef versehen. Was genau, blieb noch offen. Ab Donnerstag werden zudem alle Teammitglieder schwarze Armbänder tragen.
Der Verlust von Lauda hat bei allen Spuren hinterlassen. Auch er sei geschockt gewesen, berichtete der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel. «Man kann nicht genug den Hut davor ziehen, was er sowohl auf als auch neben der Strecke geleistet hat. Er wird ein großes Loch hinterlassen, das keiner füllen kann», sagte Vettel am Mittwoch im Motorhome seines Rennstalls Ferrari.
Hamilton wollte gar nicht reden. Nur am Dienstagabend via Instagram und Twitter hat er sich bislang nach Laudas Tod geäußert: «Ich wehre mich zu glauben, dass du gegangen bist.» Teamchef Toto Wolff ließ am Mittwoch eine Medienrunde noch mal auf Donnerstag verlegen, Wolff wollte zum Auftakt des langen Grand-Prix-Wochenendes durch den trainingsfreien Freitag dem Fahrerlager am Hafen von Monte Carlo fernbleiben.
Einem Bericht der «Bild»-Zeitung zufolge hatten Hamilton und Lauda-Landsmann Wolff noch in der Nacht nach Laudas Tod am Montag eine Stunde lang telefoniert, um die Trauer um den 70 Jahre alt gewordenen Österreicher zu verarbeiten. Lauda sei immer eine massive Motivation für alle im Mercedes-Team gewesen sei, betonte Bottas am Mittwoch. Er sprach von einer schockierenden Nachricht.
Man wolle Lauda nun beim Klassiker in Monte Carlo mit einer starken Leistung Respekt zollen, versprach der WM-Zweite und zweimalige Saisonsieger. Das soll sicher nichts anderes heißen als für den Mentor, Motivator und Ratgeber einen Doppelerfolg an diesem Sonntag (15.10 Uhr/Sky und RTL) beim prestigeträchtigsten Grand Prix im Rennkalender zu holen. Die Trauer soll das Team noch enger zusammenschweißen und den Kampf von Ferrari gegen die silberne Übermacht noch schwerer machen. Zumal Vettel auch am Mittwoch mehrfach einräumen musste: «Wir sind einfach nicht schnell genug.»
Schon in den ersten fünf Saisonrennen konnte keiner das Duo Hamilton/Bottas schlagen. Erstmals in der Formel-1-Historie seit 1950 beendete ein Team so viele Rennen zum Auftakt auf den Rängen eins und zwei.
Lauda und Wolff machten vor allem zusammen mit Hamilton Mercedes zum FC Bayern der Formel 1 – allerdings zu deutlich souveräneren Münchner Zeiten als in der gerade abgelaufenen Saison. «Es gibt eine Rennfahrer-Sprache. Das versteht kein Teammanager und niemand anderes», sagte Lauda einmal zu seinem besonderen Verhältnis zu Hamilton.
Schilderungen zufolge soll er nachts in einem Hotelzimmer in Singapur am Rande des Nachtrennens Hamilton überzeugt haben, die Nachfolge von Rekordweltmeister Michael Schumacher zur Saison 2013 anzutreten. «Ich wäre nicht mal in dem Team, wenn es dich nicht gegeben hätte», schrieb Hamilton.
Was Lauda damals auch immer sagte, Hamilton nahm es sehr ernst: Nur noch zwei Titel fehlen ihm zu den sieben WM-Wundern von Schumacher. Von den 91 Rennsiegen des mittlerweile 50-Jährigen ist Hamilton nur noch 15 entfernt. Bei den Pole Positions hat er Schumacher (68) mit 84 längst überholt. Was er jetzt vermisst, sind auch Laudas innige Umarmungen. Lauda hatte Hamilton im Griff.
Für den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel bleibt da seit langem nur die Rolle des Herausforderers. Seit 2014 ist Mercedes der Branchenführer und Ferrari nur der Rennstall, der jedes Jahr aufs Neue hofft und jedes Jahr aufs Neue an der silbernen Übermacht scheitert. Jetzt hat Vettel auch schon wieder 48 Punkte Rückstand auf Hamilton, ist nur Vierter im Klassement – noch hinter Bottas und dem Red-Bull-Piloten Max Verstappen. Direkt hinter Vettel lauert Charles Leclerc.
Dass Vettels aufmüpfiger Stallrivale der erste monegassische Sieger werden könnte beim WM-Heimrennen in den engen Straßen an der Côte d’Azur, dass Vettels ehemaliger Stallrivale Kimi Räikkönen seine 300. Grand-Prix-Teilnahme notieren kann – alles gerät in den Hintergrund angesichts der Trauerarbeit der gesamten Formel 1 und im Besonderen von ihrem Anführer Hamilton um Niki Lauda.
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(dpa)