São Paulo – Lewis Hamilton wehrt sich gegen die vorzeitige WM-Niederlage gegen Nico Rosberg. Der Titelverteidiger setzte sich beim ersten Schlagabtausch vor dem möglicherweise entscheidenden Großen Preis von Brasilien vor dem deutschen WM-Spitzenreiter beim Training an die Spitze.
Hamilton fuhr am Freitag auf dem 4,309 Kilometer im ersten und im zweiten Freien Formel-1-Training jeweils die schnellste Runde. Rosberg kam auf die Plätze drei und zwei. Doch nicht nur Hamilton erwies sich nach zuletzt zwei Siegen auch auf dem Kurs, auf dem er noch nie gewinnen konnte, als stark. In der ersten Einheit schob sich Red-Bull-Teenager Max Verstappen am Morgen in São Paulo auch noch zwischen Hamilton und Rosberg.
Noch nicht so vielversprechend sah es bei Sebastian Vettel im Ferrari aus: nur Rang neun und sieben. Teamkollege Kimi Räikkönen, der 2007 in Brasilien bis dato letzter Weltmeister der Scuderia geworden war, musste seinen Wagen am Nachmittag sogar wegen eines Defekts vorzeitig abstellen. Nico Hülkenberg schaffte es im Force India auf die Ränge sieben und neun, Pascal Wehrlein wurde 20. und Letzer.
Vorne bestimmte Hamilton das Tempo. Als um 10.00 Uhr Ortszeit die 4,309 Kilometer lange Strecke freigegeben wurde, ließen er und Rosberg nicht lange auf sich warten. Bei knapp 30 Grad und strahlend blauem Himmel absolvierte Hamilton im Silberpfeil zuerst eine Runde auf Zeit. Warmfahren, mehr nicht. Rosberg war zunächst eine knappe halbe Sekunde langsamer. Dann kam er auf 30 Tausendstelsekunden ran. So wie später auch am Ende der zweiten Einheit.
Allerdings vergrößerte Hamilton den Rückstand im ersten Durchgang noch mal, am Ende lag er 0,230 Sekunden vor Rosberg. Zwischen die beiden Silberpfeile schob sich Verstappen. Nur 96 Tausendstelsekunden langsamer als Hamilton. Der rasante Niederländer hatte bereits vorher klargestellt: «Du gehst ran wie immer.»
Soll heißen: Nur weil die WM zwischen Rosberg und Hamilton womöglich auf den 71 Runden am Sonntag entschieden wird, wird der 19 Jahre alte Kompromisslos-Pilot plötzlich nicht auf Schmusekurs schalten. Im zweiten Training kam er zwar nicht über Platz sechs hinaus, allerdings standen dann vor allem die sogenannten Longruns unter Rennbedingungen auf dem Programm.
Jeder, der zwischen oder vor die beiden Mercedes-Piloten fährt, könnte letztlich über Triumph oder Tragödie am sechsfachen Krönungsort mitentscheidend sein.
Siegt Rosberg, ist er Weltmeister, egal, wo Hamilton landet. Wird Rosberg Zweiter, darf der britische Titelverteidiger nicht über Platz vier hinauskommen, bei Rang drei für den Deutschen nicht über Platz sechs, bei Rosberg-Rang vier nicht über Position acht, bei Platz fünf nicht über Rang neun. Als Sechster in Brasilien, wo er 2014 und 2015 von der Pole aus gewann, kann Rosberg auch noch vorzeitig Weltmeister werden. Hamilton, der noch nie in Brasilien siegte, darf dann maximal Zehnter werden. Bei einem Rennausgang wie in beiden Trainingseinheiten wäre die WM-Entscheidung auf das Finale in zwei Wochen in Abu Dhabi vertagt.
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(dpa)