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Halbzeit-Führender Stoch: Mit neuem Trainer zu alter Stärke

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Garmisch-Partenkirchen – Polens Skisprung-Fans träumen schon vom zweiten Tournee-Triumph nach Adam Malysz vor 16 Jahren, doch Kamil Stoch lässt sich vom Hype in der Heimat nicht verrückt machen.

«Ich denke nicht an die Gesamtwertung. Das Blatt kann sich ganz schnell wenden», sagte der Halbzeit-Spitzenreiter ganz bescheiden zu seinen Aussichten im Kampf um den Gold-Adler und die 20 000 Euro Siegprämie.

Mit nur 0,8 Punkten Vorsprung vor dem Österreicher Stefan Kraft reist der Doppel-Olympiasieger von 2014 zum dritten Wettbewerb nach Innsbruck. Und auch Garmisch-Sieger Daniel Andre Tande kann ihm als Dritter mit nicht einmal sieben Zählern Rückstand noch den Rang ablaufen.

Dennoch herrschte im Skisprung-verrückten Nachbarland nach Stochs zweitem Platz beim Neujahrsspringen der mediale Ausnahmezustand. Für die größte Tageszeitung «Gazeta Wyborcza» war der 29-Jährige der «Kracher im neuen Jahr», für das Boulevardblatt «Fakt» einfach nur «brillant». Polens neuen Nationaltrainer Stefan Horngacher wundert das nicht. «Die Euphorie ist schon extrem hoch, so wie beim Fußball in Deutschland», sagte er.

Zwei Jahre lang war Stoch in der Versenkung verschwunden. Jetzt ist er wieder da. Großen Anteil an seiner sportlichen Wiederauferstehung hat Horngacher. Der Österreicher, der bis zum Frühjahr noch Co-Trainer der deutschen Skispringer war und mit seiner Familie im Schwarzwald lebt, hat nach seinem Amtsantritt im Sommer an den richtigen Stellschrauben gedreht.

«Er hat die Vorbereitung geändert, die Technik verändert», berichtete Stoch. Noch wichtiger aber: Horngacher hat seinen beinahe krankhaft ehrgeizigen Musterschüler dazu bewegt, nicht ständig mit sich zu hadern. «Ich muss nicht immer der Sieger sein. Es reicht, einer der Besten zu sein», lautet nun Stochs Credo. Zu verdanken hat er die neue Gelassenheit Horngacher: «Er hat mir beigebracht, nicht darüber nachzudenken, was ich nicht geschafft habe, sondern das zu genießen, was ich erreicht habe.»

Und das ist eine Menge. Im Januar 2011 feierte er vor heimischer Kulisse in Zakopane seinen ersten Weltcupsieg. Danach ging die Karriere steil durch die Decke. Zwei Jahre später gewann er bei der Weltmeisterschaft Einzel-Gold und Team-Bronze, 2014 folgte die Krönung mit dem Doppel-Olympiasieg in Sotschi und dem Gewinn des Gesamt-Weltcups.

Doch dann kam der Absturz. Kurz vor dem Beginn der Saison 2014/15 musste sich Stoch einer Knöcheloperation unterziehen. «Da bist du so gut wie erledigt, da kannst du keine überragende Leistung mehr bringen», sagte Horngacher im Rückblick über die schwere Zeit.

Aus der Abwärtsspirale schaffte es Stoch erst unter Horngacher heraus. «Mir war klar, woran ich mit ihm arbeiten muss», sagte der Coach. Details verriet er nicht. «Wir haben natürlich ein paar Geheimnisse, aber in erster Linie akribisch gearbeitet», erklärte Horngacher. An einen möglichen Tournee-Triumph seines Schützlings verschwendet aber auch er noch keinen Gedanken: «Die Gesamtwertung schaue ich mir erst in Bischofshofen an.»

Fotocredits: Angelika Warmuth
(dpa)

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