Kasan – Arturo Vidal & Co. lassen sich von «Schreckgespenst» Cristiano Ronaldo keine Angst einjagen, der viermalige Weltfußballer gibt sich selbstbewusst wie eh und je.
Im Halbfinale der Superstars wollen Portugal und Chile beim Confed Cup den vorletzten Schritt zum Premierentriumph auf der Weltbühne machen. «Ronaldo ist in Topform, aber sie haben mehr zu bieten als nur ihn», sagte Vidal vor dem Duell am Mittwoch (20.00 Uhr) in Kasan. «Wir sind schon zuvor auf andere Teams von ihrer Qualität getroffen und haben gut darauf reagiert. Wir müssen einfach an uns selbst glauben.»
Nach dem Viertelfinal-K.o. mit dem FC Bayern gegen Real Madrid in der Königsklasse soll es für Vidal an der Seite des auch in München begehrten Alexis Sanchez nicht das nächste Ronaldo-Trauma geben. Sowohl der Copa-America-Champion 2015 und 2016 als auch der Europameister aus dem vergangenen Sommer wollen in Russland ihre ersten Titel überhaupt veredeln. Der Confed Cup werde in Portugals «Geschichtsbücher eingehen», schwärmte Ronaldo schon vor der Auftaktpartie: «Der Turniersieg wäre natürlich ein Traum.»
In Russland beantwortet der ins Zwielicht geratene 32-Jährige nach dem Wirbel um die Steueranschuldigungen und angeblichen Wechselgedanken keine Journalistenfragen, gibt höchstens kurze Statements nach seiner routinemäßigen Wahl zum Spieler des Spiels ab. Nur in sozialen Netzwerken lässt Ronaldo die Muskeln spielen, inszeniert sich beim Gewichtetraining als «fokussiert». Beim Confed Cup reichten bislang auch nur kurze Glanzmomente des Kapitäns für den lockeren Halbfinaleinzug Portugals.
Und doch versucht sich Chile möglichst unbeeindruckt zu präsentieren. «In Portugal gibt es keinen cuco», scherzte Vidal nach dem Zitter-Weiterkommen beim 1:1 gegen Australien. «Cuco» ist in Lateinamerika ein mythischer Geist, der Kinder um den Schlaf bringt. Will sagen: Ronaldo sorgt bei uns für keinen Schrecken. Beleidigt hatte Vidal seinen Rivalen, wie international nach falschen Übersetzungen in vielen Medien zu lesen war, aber keinesfalls. «Eine der großen Tugenden dieser Goldenen Generation Chiles ist, dass sie sich vor niemandem mehr fürchtet», lobte die Zeitung «La Tercera» die neue Angriffslust.
Eine Analyse, die auf beide Halbfinalisten zutrifft. Es ist ein Duell zweier fußballverrückter Nationen mit ähnlicher Historie: Lange galten Portugal und Chile auf ihren Kontinenten als verheißungsvolle Underdogs, die die Großmächte wie Deutschland und Spanien oder Brasilien und Argentinien herausfordern. Doch bei großen Turnieren versagten regelmäßig die Nerven – bis zu den jüngsten Titeln.
Beim Confed Cup können sich beide nun auf ihre Erfahrung verlassen. Portugal und Chile haben neben der größten Starpower auch die zwei ältesten Teams bei diesem Turnier, beim 1:1 gegen Deutschland vertraute Chiles Coach Juan Antonio Pizzi einer Startelf mit einem Altersschnitt über 30 Jahren. «Gefährliches Chile auf dem Weg nach Portugal», titelte «A Bola» beeindruckt.
Doch wie sehr hat das laufintensive Pressing dem Team um die Best-Ager Vidal (30), Sanchez (28), Leverkusens Charles Aranguiz (28) oder dem Ex-Hamburger Marcelo Diaz (30) zugesetzt? Zumindest plagen die Chilenen keine Personalsorgen – im Gegensatz zu Portugal. Pepe fehlt in der zentralen Abwehr gesperrt, Dortmunds Außenverteidiger Raphael Guerreiro musste nach seiner Knöchelverletzung auch im Abschlusstraining aussetzen. So nährt sich die Hoffnung von Diaz – der schon auf ein erneutes Duell mit dem Weltmeister spekuliert. «Ich würde gerne wieder gegen Deutschland spielen», sagte der frühere Bundesligaprofi. «Sie sind ein starkes Team, es wäre wundervoll, es wäre ein tolles Spiel.»
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(dpa)