Olympia

«Hätte aus Stand stoßen können»: Storl wird Siebter

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Rio de Janeiro – Für David Storl war es im Kugelstoß-Ring zum Verzweifeln. «Ich bin gar nicht vor dem Stoß runtergekommen, konnte überhaupt nichts mit meiner Bewegung anfangen», berichtete der zweimalige Welt- und Europameister nach dem olympischen Finale total frustriert.

«Dann kommt halt so etwas heraus. Ich hätte auch aus dem Stand stoßen können.» 20,64 Meter reichten nur zum siebten Platz und dem Eingeständnis: «Das war natürlich schlecht und schon enttäuschend, das Ganze.»

Es war aber nicht nur ein verpatzter Wettkampf, sondern das Spiegelbild einer Saison zum Abhaken. Erst im März konnte der 26-jährige nach einer langwierigen Patellasehnenentzündung im linken Knie wieder die Kugel durch die Luft fliegen lassen. «Wenn man so spät anfängt, will man es auch mit der Brechstange schaffen», sagte Storl. Besonders im Olympia-Jahr, in dem er die in seiner Sammlung fehlende Goldmedaille holen wollte. Schließlich hatte er sie 2012 in London nur um drei Zentimeter verfehlt.

«Man fühlt sich hilflos», beschrieb er die Situation im Endkampf, in dem nichts zusammenlief. Der erste Versuch war ungültig, der zweite Stoß landete nur bei 20,48 Metern. Danach gelangen noch 20,64 Meter und 20,46 Meter. Für den 117-Kilo-Koloss, der schon mal 22,20 Meter weit gestoßen hat, sind dies Weiten zum Vergessen.

Der bärenstarke US-Amerikaner Ryan Crouser überraschte mit einem Stoß über 22,52 Meter. Vier Zentimeter weiter war vor einem Jahr sein Landsmann Joe Kovacs gekommen, der in Rio mit 21,78 Meter Silber gewann. In den 2000er Jahren gelangen nur Christian Cantwell (22,54) und Kevin Toth (22,67/beide USA) Weiten in dieser Dimension. Noch weitere Stöße gab es in der anabolen Zeit zwischen 1975 und 1990.

Die Statistik des Weltverbandes IAAF weist aus, dass Crousers Bestleistung 2014 noch bei 21,39 Meter stand und er 2015 mit 21,10 Meter den besten Wurf hatte. Da ist der plötzliche Leistungssprung beim Gold-Gewinn schon erstaunlich. «Ich kann mir das nicht erklären», meinte Storl vielsagend.

Der starke Sachse wird die bittere Enttäuschung von Rio wegstecken müssen, um von neuem angreifen und erfolgreich stoßen zu können. Am Ende des verpatzten Medaillenkampfes zog Storl zwar das Wettkampf-Shirt mit der Aufschrift «Germany» über seinen Kopf, den Kopf in den Sand stecken will er nicht. «Es ist ein kleiner Tiefpunkt», sagte er – aber kein Grund zur Resignation. «Es geht immer bergauf und bergab. Da gab es schon ganz andere, die sich aus so einem Tal herausgekämpft haben.»

Fotocredits: Lukas Schulze,Michael Kappeler
(dpa)

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