Nancy – Gut gelaunt bestiegen die deutschen Handball-Frauen den Charterflieger von Brest nach Nancy, wo die junge Truppe von Bundestrainer Henk Groener nun auch die EM-Hauptrunde rocken will.
Der Vorstoß in die nächste Phase der Europameisterschaft als Vorrundenzweiter hat das Selbstbewusstsein der DHB-Auswahl enorm gestärkt. «Jetzt können wir befreit aufspielen, denn wir haben unser erstes Ziel erreicht», verkündete Spielführerin Julia Behnke vor dem ersten Hauptrundenspiel gegen Spanien am Freitag.
Bundestrainer Groener erwartet einen Schub für seine Mannschaft, nachdem die Hürde des Weiterkommens erfolgreich übersprungen wurde. «Ich hoffe, dass die Spielerinnen jetzt merken, dass sie mehr können, als sie es sich momentan zutrauen. Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Und wie weit wir kommen, werden wir dann sehen», sagte der 58 Jahre alte Niederländer.
Mit 2:2 Punkten aus den Duellen gegen Titelverteidiger Norwegen (33:32) und Geheimfavorit Rumänien (24:29) hat sich die DHB-Auswahl eine bessere Ausgangsposition geschaffen als erwartet. Nach den Spanierinnen (0:4) warten Ungarn (2:2) und der WM-Dritte Niederlande (4:0) als weitere Gegner in der Hauptrundengruppe II. «Alles ist möglich», sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann am Donnerstag vor dem Abflug nach Nancy. «Ab jetzt kann die Mannschaft nur noch positiv überraschen und sich belohnen.»
Die ersten beiden Mannschaften einer Gruppe qualifizieren sich für das Halbfinale am 14. Dezember in Paris, die jeweils Drittplatzierten spielen am gleichen Tag um Platz fünf. Ein Ziel hat die DHB-Auswahl mit dem Einzug unter die besten zwölf Teams bereits erreicht: Sollte sie sich nicht direkt für die WM 2019 in Japan qualifizieren, ist sie bei der Auslosung der Playoffs in Topf 1 und trifft damit auf einen vermeintlich schwächeren Gegner.
Doch noch ist das Zukunftsmusik: Zunächst liegt der Fokus auf der EM. Das Weiterkommen bei der Endrunde in Frankreich tut der Entwicklung des deutschen Frauen-Handballs nach der verpatzten Heim-WM im Vorjahr gut. «Auch wenn wir das Projekt bewusst langfristig angelegt haben: Für die Stimmung ist das natürlich viel besser, als wenn du nach der Vorrunde heimfahren musst», stellte Michelmann fest.
Der 30:28-Erfolg im Vorrundenfinale gegen Tschechien könnte nun auch die letzten Bremsen lösen. «Wir haben eine Chance gegen alle drei Mannschaften», sagte Spielmacherin Alina Grijseels. Gegen Auftaktgegner Spanien gab es zwar zuletzt beim finalen EM-Test (20:22) und in der EM-Qualifikation (23:27) zwei Niederlagen, zuvor beim Debüt von Bundestrainer Groener im März aber auch einen bemerkenswerten 33:24-Sieg.
Eine Spielerin freut sich besonders auf die Hauptrunde: Xenia Smits. Die 24 Jahre alte Rückraumschützin spielt für den französischen Meister Metz – nur 60 Kilometer entfernt von Nancy. «Ich hoffe, dass jetzt viele Fans kommen, um mich und die deutsche Mannschaft zu unterstützen», sagte Smits. «Wer weiß, vielleicht sind noch ein paar Überraschungen möglich.»
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(dpa)