Stuttgart – Auf diesen Leon Goretzka darf sich Bundestrainer Joachim Löw freuen. Eindrucksvoll gelang dem 23-Jährigen beim 3:0-Auswärtserfolg über den VfB Stuttgart sein Startelf-Debüt für den FC Bayern.
Als überzeugender Matchwinner empfahl sich der frühere Schalker mit einem Tor und einer Vorlage für weitere Einsätze im üppig besetzten Münchner Mittelfeld, entscheidend trug er zum souveränen Saison-Auftakt des Rekordmeisters bei. Und reist mit gestärktem Selbstvertrauen zum erhofften Neuanfang des Nationalteams.
«Ich bin nicht in das Spiel gegangen, um mich für die Nationalmannschaft zu beweisen, ich wollte mich vor meinen Mannschaftskollegen beweisen und zeigen, dass ich der Mannschaft eine Hilfe sein kann», sagte der Mittelfeldspieler.
Als Zuschauer in der Stuttgarter Mercedes-Benz Arena konnte sich Löw selbst ein Bild davon machen, wie der 16-malige Nationalspieler als einer der Besten in der klar überlegenen Bayern-Elf auftrat. Der Bundestrainer setzt für die Zukunft auch auf Goretzka, der in den kommenden Jahren eine prägende Figur des Nationalteams sein könnte und für das erste Länderspiel nach dem WM-Vorrunden-Aus am Donnerstag in München gegen Weltmeister Frankreich hochmotiviert ist.
«Ich werde versuchen, alles zu geben und mich zu zerreißen, damit alles wieder in die richtige Richtung geht», sagte Goretzka. «Ich glaube schon, dass alle zeigen wollen, dass man sich noch auf dem Niveau befindet und dass der Sommer jetzt wieder vorbei ist.» Das WM-Debakel in Russland hatte er noch als Schalker erlebt. Ablösefrei wechselte er im Sommer zu den Bayern und entschied sich mit seinem Vertrag bis 2022 vorerst auch gegen ein Angebot des FC Barcelona.
Der Abschied von Sebastian Rudy und Arturo Vidal hat den Konkurrenzkampf im Münchner Mittelfeld etwas entschärft. Am Samstag mussten dennoch aber auch James oder Weltmeister Corentin Tolisso auf der Bank Platz nehmen, damit Goretzka erstmals von Beginn ran durfte. Mit seiner Dynamik und seinen Aktionen wurde es in der Offensive gefährlich, von allen Bayern schoss er am häufigsten aufs Tor (5).
Zum vorentscheidenden 1:0 schlenzte Goretzka den Ball mit Übersicht ins rechte untere Ecke (37. Minute), zum 2:0 leitete er den Ball geschickt an Torjäger Robert Lewandowski weiter (62.). Den letzten Treffer von Thomas Müller (76.) sah er mit viel Freude.
Im Supercup, in der ersten Runde des DFB-Pokals sowie beim 3:1 am ersten Bundesliga-Spieltag gegen 1899 Hoffenheim hatte Goretzka allerdings nur die für ihn ungewohnte Rolle als Einwechselspieler inne. «Er hat zuletzt weniger gespielt als die anderen, aber er hat heute gespielt, weil er uns mit seinem Tiefendrang und seiner Schnelligkeit die Qualität gebracht hat», sagte Trainer Niko Kovac. Arjen Robben lobte: «Ich glaube, er wird uns weiterhelfen. Er kann viel laufen, er geht in die Tiefe. Er ist auch vielseitig.»
Goretzka selbst wirkte zurückhaltend, als er mit den Händen hinter dem Rücken in den Katakomben stand. Selbstkritisch meinte er, er hätte noch mehr Tore erzielen können. Gegen die überforderten Stuttgarter fielen die ausgelassenen Torchancen nicht ins Gewicht, mit sechs Punkten gelang den Münchnern ein makelloser Saison-Auftakt – auch dank Wegbereiter Goretzka. Dessen Auftritt fand Uli Hoeneß gar nicht sonderlich bemerkenswert: «Dafür haben wir ihn gekauft», sagte der Vereinspräsident im Vorbeigehen bloß.
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(dpa)