Pyeongchang – Cheftrainer Norbert Loch ging in die Knie, zeigte die Fäuste und ließ zwei Urschreie heraus.
Als die Rodel-Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt am Donnerstag ins Ziel des Olympic Sliding Centres in Pyeongchang gerauscht waren und das deutsche Quartett zum olympischen Gold im Teamwettbewerb geführt hatten, entlud sich beim 55-Jährigen die ganze Anspannung der vergangenen Wochen und Monate. «Der Schrei kam aus Freude. Mit so einer starken Mannschaft heute aufzutreten und das so runterzufahren, das war sensationell», sagte Loch.
Natalie Geisenberger, Johannes Ludwig und Wendl/Arlt wiederholten den Olympiasieg bei der damaligen Premiere in Sotschi 2014 und sorgten nun auch in Südkorea für einen goldenen Abschluss. «Wir genießen den Moment, wir haben etwas geschafft, was uns sehr wichtig war und wofür wir vier Jahre sehr hart gearbeitet haben», meinte Geisenberger. Arlt freute sich schon auf den nächsten Tag: «Morgen aufs Podest zu gehen, wird einfach geil, ein Riesenmoment für uns.»
Ihr Cheftrainer lief indes herum und zeigte mit seinen Fingern die Sechs an. Schließlich war für die deutschen Rodler der Teamerfolg die sechste Medaille der Wettbewerbe in Südkorea. «Sechs ist schon sensationell», meinte er.
Vor dem Staffel-Olympiasieg hatte Ludwig Bronze im Männer-Einzel geholt, bei den Frauen hatte es Gold für Geisenberger und Silber für Dajana Eitberger gegeben. Im Doppelsitzer hatten Wendl/Arlt gesiegt, Dritte wurden Toni Eggert/Sascha Benecken. Deutschland ist damit wie in Sotschi die erfolgreichste Rodel-Nation. Damals hatten die deutschen Kufen-Asse sogar alle vier Goldmedaillen gewonnen. Nur der folgenschwere Patzer von Felix Loch auf dem Weg zu seinem Gold verhinderte diesmal das erneute goldene Vierer-Pack.
«Die vier Siege von Sotschi waren keine Last. Ganz ehrlich», meinte Norbert Loch. «Die Teamleistung mit den Trainern diesmal in der Vorbereitung hat einen völlig anderen Stellenwert als vor vier Jahren», betonte er. Wenn es nach ihm ginge, würde er auch gern bis Olympia 2022 in Peking weitermachen. «Ich habe Spaß und Freude am Job. Mit diesem Trainerteam möchte ich mindestens vier Jahre weitermachen», sagte er der ARD.
Durch ihre beiden Erfolge in Pyeongchang stiegen Natalie Geisenberger aus Miesbach und die Berchtesgadener Wendl und Arlt mit vier Goldmedaillen zu den erfolgreichsten Olympioniken in ihrer Sportart auf und lösten den dreimaligen Olympiasieger Georg Hackl ab.
«Wir sind alle keine Typen, die sich aus Statistiken oder mit Bezeichnungen wie die ‚Erfolgreichsten‘ irgendetwas machen», sagte die 30-jährige Geisenberger. Wendl hat zumindest bei der Häufung der Medaillen baulich vorgesorgt: «Ich habe extra daheim in der Wand ein Loch rausgebrochen, wo die Vitrine drin ist, da werde ich sie dazulegen und mein Leben lang superstolz sein.»
Überraschend kam der Staffel-Sieg nicht. Der Wettbewerb gilt als ihre Domäne. Bei Weltmeisterschaften sind die Schützlinge von Cheftrainer Loch ungeschlagen. Alle acht Gesamtweltcupsiege gingen ebenfalls an die Deutschen. Vier von sechs Weltcuprennen gewannen Geisenberger und Co. in diesem Winter. In Königssee wurde das Quartett allerdings disqualifiziert, weil Wendl/Arlt zu früh starteten. Beim Weltcupfinale in Sigulda gewannen ausnahmsweise die Russen. In Pyeongchang wurden die Kräfteverhältnisse wiederhergestellt.
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(dpa)