Köln – Mit seinen Fußballschuhen in einer Plastiktüte stand Mario Götze im Keller des Kölner Stadions und lächelte. Mit seiner letzten Ballberührung hatte der Dortmunder beim 28-Minuten-Comeback im Nationalmannschafts-Trikot seinen möglichen WM-Wert bewiesen.
Ein kleiner, listiger Tick von Götze mit dem Außenrist – und Lars Stindl konnte noch zum 2:2 gegen Frankreich ausgleichen. «Sehr gut, generell ein sehr gutes Gefühl, gerade nach so einer langen Zeit. Das ich nochmal ein Assist geben konnte, war umso besser», beschrieb der 25-Jährige seine Gefühlslage.
364 Tage lagen für Götze zwischen seinem 62. und 63. Länderspiel – eine Zeit voll Sorge. Die Behandlung seiner Stoffwechselstörung erforderte viel Geduld. «Natürlich war es keine einfache Zeit. Für mich ist es schön, wieder international spielen zu können. Es geht in die richtige Richtung», sagte der WM-Siegtorschütze von 2014. Auch Joachim Löw sieht seinen Mann für die besonderen Momente auf dem richtigen Weg. «Mario ist körperlich schon auf einem sehr guten Niveau. Er bewegt sich sehr gut. Aber man muss ihm nach einem halben Jahr ohne Spielpraxis noch Zeit geben», sagte der Bundestrainer.
Nach einem Selbstläufer für die WM 2018 hörte sich Löws Einschätzung nicht an. «So eine Aktion, die zum zweiten Tor führte, war schon klasse. Er ist auf einem guten Weg, ich bin sehr zufrieden. Er hat keine einfachen Jahre hinter sich. Er wird besser und besser, aber er braucht noch ein bisschen.» In Götzes Abwesenheit hat sich viel getan im DFB-Zirkel. Die Konkurrenz im offensiven Mittelfeld ist traditionell groß.
Seit seiner Rückkehr in den Trainings- wie Spielbetrieb bei der Borussia zu Saisonbeginn muss Götze nach der Erkrankung permanent Erhellendes über seinen Gesundheitszustand kundtun. Die übliche Frage nach der Fitness in Prozentzahlen bringt ihn mittlerweile zum Lachen. «Nicht schon wieder», entfuhr es dem Offensivmann in Köln. Und er antwortete ohne Zahlenangabe: «Mir geht es sehr gut. Alles bestens. Das war ein wichtiger Schritt, Richtung Nationalmannschaft zu kommen und mit dem Schritt geht es weiter.»
In Dortmund hat er nach seiner Rückkehr zu einer neue Rolle, einem veränderten Spielstil gefunden. Weniger spritzig, weniger spektakulär und auch weniger torgefährlich, dafür mit mehr Ballbesitz und mehr Kontrolle. Beim BVB stehen nun wichtige Spiele an. Am Freitag beim VfB Stuttgart, dann gegen Tottenham Hotspur in der Champions League und schließlich im Revierderby gegen Schalke soll der jüngste Dortmunder Negativtrend gestoppt werden.
Fotocredits: Marius Becker
(dpa)