Düsseldorf – Heute noch Erster, morgen vielleicht nur noch Sechster: Borussia Mönchengladbach hat die Übernahme der Tabellenführung schmunzelnd zur Kenntnis genommen.
«Wenn wir mit Spitzenreiter angesprochen werden, machen wir auch Witze drüber. Jeder, der jetzt vom Meistertitel spricht, ist verrückt», sagte Mittelfeldspieler Christoph Kramer der «Rheinischen Post».
In der engsten Spitzengruppe zu diesem Zeitpunkt der Saison seit 13 Jahren führen die Gladbacher vor dem Top-Spiel bei Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr/Sky) die Tabelle mit zwei Punkten Vorsprung vor dem Siebten Bayer Leverkusen an. Eine Niederlage beim BVB könnte für die auswärts unbesiegte Elf von Trainer Marco Rose den Sturz auf Rang sechs bedeuten.
Für Gladbachs Sportdirektor Max Eberl zählt in dieser Phase nicht in erster Linie die Tabellenposition. «Wir wollen uns nicht kleiner machen, aber viel wichtiger sind die 16 Punkte, die wir schon gesammelt haben», sagte der 46-Jährige. Leverkusens Trainer Peter Bosz glaubt ohnehin nicht, dass die Spitzengruppe so eng bleibt. «In vier bis fünf Monaten wird die Tabelle nicht mehr so aussehen», sagte der Bayer-Coach dem Fachmagazin «kicker».
Zudem glaubt Bosz, dass diese Ausgeglichenheit in der Liga den deutschen Clubs international eher schadet. Das sieht Eberl allerdings völlig anders. «Wenn man sieht, dass Bayern München 7:2 gegen Tottenham gewinnt, Dortmund 0:0 gegen Barcelona spielt oder Leipzig 2:1 in Lissabon gewinnt, kann es in meinen Augen kein Mangel an Qualität sein», sagte Eberl vor dem Wiedersehen mit Dortmunds Lucien Favre, der die Gladbacher 2011 auf den ersten Tabellenplatz führen konnte.
Unabhängig von der Tabellensituation sind die Gladbacher vor allem mit dem Umbruch durch Trainer Rose zufrieden. «Er ist super hier angekommen und repräsentiert den Club großartig», befand Eberl. Nach vier Siegen in Serie in der Liga zahlt sich die Arbeit mit dem neuen Coach allmählich aus, auch wenn die Mannschaft längst nicht in allen Spielen überzeugen konnte und in der Europa League gegen Wolfsberg eine empfindliche 0:4-Niederlage hinnehmen musste. «Es ist wichtig, dass wir die Dinge richtig einordnen. Für die Fans waren das 14 schöne Tage», sagte Rose.
Vor dem Schlagerspiel am Samstag muss der Coach seine Abwehr umbauen, da die Partie für Matthias Ginter (Schulterverletzung) noch zu früh kommt. Rechtsverteidiger Stefan Lainer könnte nach seiner Sprunggelenkverletzung hingegen zurückkehren. «Bei ihm haben wir große Hoffnung. Es gibt aber noch kein endgültiges Signal», sagte der Trainer. Dafür steht Kapitän Lars Stindl nach sechs Monaten Pause wegen eines Schienbeinbruchs wieder zur Verfügung.
Ob das hilft, im 95. Bundesligaduell mit dem BVB die Negativserie zu beenden, ist fraglich: Die letzten acht Meisterschaftsspiele gegen Gladbach haben die zuletzt nicht immer überzeugenden Dortmunder allesamt gewonnen. «Ich kann beim BVB auch keine Krise erkennen», sagte Rose.
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(dpa)