Hamburg – Alfred Gislason ließ sich mit weit ausgebreiteten Armen von den Fans feiern, dann herzte der Trainer des THW Kiel ausgelassen jeden seiner Spieler und reckte später im Konfettiregen von Hamburg als Erster die begehrte Trophäe in die Höhe.
Mit dem elften Pokal-Triumph der Vereinsgeschichte durch einen souveränen 28:24 (14:13)-Sieg im Endspiel gegen Ligarivale SC Magdeburg hat der Handball-Rekordmeister seinem im Sommer scheidenden Erfolgstrainer ein wertvolles Abschiedsgeschenk bereitet. «Mir ist es unglaublich wichtig, diesen Titel gewonnen zu haben. Das macht mich sehr stolz», sagte Gislason.
Durch den Erfolg bauten die Kieler am Sonntag ihre beeindruckende Pokal-Bilanz aus: 14 Mal nahmen sie am Final Four teil, elf Mal holten sie die 20.000 Euro teure Trophäe. Der VfL Gummersbach als zweiterfolgreichstes Team bringt es nur auf fünf Siege. «Wir werden den Moment genießen», sagte der von einer Sektdusche durchnässte Gislason. Abwehr-Stratege Patrick Wiencek kündigte eine ausgelassene Party an: «Er kann ganz gut feiern und seine Leber funktioniert auch gut», sagte der Nationalspieler über den isländischen Coach.
Das Traumfinale bei der 26. Endrunde hielt, was es versprochen hatte. Nach den teilweise dramatischen Halbfinals herrschte im hochklassigen Endspiel lange Ausgeglichenheit, aber auch reichlich Hektik vor. Die 13.200 Zuschauer in der ausverkauften Barclaycard-Arena waren begeistert. Die meisten Tore für den Sieger erzielte Harald Reinkind (6). Auf der Gegenseite traf Michael Damgaard (6) am häufigsten.
Nach schnellem Rückstand stand die Magdeburger Abwehr mit dem starken Torhüter Jannick Green zunächst besser und stellte die Kieler Angreifer vor Probleme. Die Führung wechselte zwischen beiden Teams. Doch mit zunehmender Spieldauer stellte sich die Kieler Abwehr besser auf die schnellen Angreifer des SCM ein.
Zudem parierte THW-Torhüter Niklas Landin zahlreiche Würfe der Grün-Roten und stellte damit die Weichen auf Sieg. «Er hat das gesamte Spiel überragend gehalten», lobte Gislason den dänischen Weltmeister. Mitte der zweiten Halbzeit überrannten die Norddeutschen den Rivalen geradezu und zogen auf acht Tore davon.
Das war der Grundstein für den elften Pokalsieg, mit dem die Kieler zugleich ihren Respekt vor Angstgegner Magdeburg besiegten. Drei der letzten vier Bundesliga-Spiele hatten sie gegen das Team aus Sachsen-Anhalt verloren. «Wir sind sehr traurig, denn wir haben sehr viel in dieses Wochenende investiert», sagte SCM-Trainer Bennet Wiegert. Der Bundesliga-Dritte war mit einem 30:29 über Außenseiter TSV Hannover-Burgdorf erst eine Sekunde vor Spielende ins Endspiel eingezogen. Der Tabellenzweite aus Kiel hatte die Füchse Berlin mit 24:22 besiegt.
Gislason, der als Coach der Kieler immer den Cup holte, wenn das Team im Finale stand, blieb der Tradition also treu. Zum sechsten Mal führte er den 20-fachen deutschen Meister und dreifachen Gewinner der Champions League zum Pokal-Triumph. Danach stellte der 59-Jährige wehmütig fest: «Ich bin traurig, das nie wieder zu erleben.»
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(dpa)