Pyeongchang – Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang gibt es auch abseits der Wettkampfstätten allerhand Berichtenswertes:
INTERNETRENNER: Der Videoclip von der phänomenalen Paarlauf-Kür von Aljona Savchenko/Bruno Massot ist auf dem Facebook-Account des Deutschen Olympischen Sportbundes rund eine Millionen Mal abgerufen worden. «Das zeigt, wie sporthistorische Momente entsprechend gewürdigt werden», sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann im Deutschen Haus bei den Winterspielen in Pyeongchang. Das Eiskunstlauf-Paar Savchenko/Massot aus Oberstdorf hatte am Donnerstag nach 66 Jahren das erste Olympia-Gold im Paarlauf für Deutschland gewonnen.
GRATULATION: Tennis-Star Roger Federer hat dem Schweizer Langlauf-Ass Dario Cologna zum vierten Olympiasieg gratuliert – das sind drei mehr, als der einmal im Doppel erfolgreiche Federer selbst hat. Auf Twitter schrieb Federer hinter einem Goldmedaillen-Emoji und einer Schweizer Fahne schlicht «woooooow». Cologna hatte den Rekordsieger bei Grand-Slam-Turnieren vor seinem erneuten Triumph als Inspiration bezeichnet und meinte trotz des vierten Goldes am Freitag: «Federer ist größer als ich.» Der 36 Jahre alte Australian-Open-Sieger hatte wenige Stunden nach Colognas Triumph die Rückkehr an die Spitze der Tennis-Weltrangliste perfekt gemacht und wird ab Montag die älteste Nummer eins in der Geschichte des Rankings sein.
FAMILIENFORSCHUNG: Womöglich gibt es eine Verbindung, weit zurück in der Ahnenreihe – zwischen der Sensations-Super-G-Olympiasiegerin Ester Ledecka aus Tschechien und Schwimmerin Katie Ledecky. Die vierfache Olympiasiegerin aus den USA regte jedenfalls via Twitter an, einen DNA-Test zu machen. Laut einem Artikel der «New York Times» aus dem Herbst besteht zwar keinerlei Verwandtschaftsverhältnis – die Rekordweltmeisterin jubelte über Ledeckas Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang aber so, als wäre sie ein Familienmitglied. «So machen Ledackas das», twitterte Ledecky.
KOPFHÖRER: Wenn Ski-Freestylerin Kea Kühnel nicht den passenden Hit auf den Ohren hat, kann sich ihr Start in den Slopestyle-Kurs schon mal verzögern. Ohne die von ihr gewählte Musik geht für die 26-Jährige auf dem Parcours über die Rails (Geländer) und Kicker (Sprünge) nichts, nur so kann sie sich voll auf den Sport konzentrieren. «Es ist mir egal, wie lange sie draußen warten müssen, ich muss das richtige Lied hören», sagte sie nach ihrem Olympia-Aus in der Qualifikation. Die Reaktionen der Zuschauer blendet sie dagegen aus: «Ich will das Drumherum nicht hören.»
WETTEREXPERTE: Der Meteorologe Tomas Martenson hat großen Anteil an den beiden Sensationserfolgen der schwedischen Biathleten mit Gold durch Hanna Öberg und Silber durch Sebastian Samuelsson. Seit 2001 arbeitet er mit den Skijägern und Langläufern zusammen, vorher war er 25 Jahre lang Wetterexperte bei der Luftwaffe. Er ist die meiste Zeit in den Bergen von Pyeongchang und analysiert das Wetter, gibt Informationen zum Wind, Temperaturwechsel und Schneefall. Schon im Februar 2016 und dann noch einmal 2017 war er in Pyeongchang, um die klimatischen Bedingungen zu studieren. Seine Aussagen zu Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit nutzen die Wachser zur perfekten Ski-Präparation. Und die Schweden hatten bisher perfektes Material. Samuelsson hatte im Verfolger im Kampf gegen den laufstarken Benedikt Doll die Nase vorn und lobte wie Öberg das Material.
HINGUCKER: Tara Lipinski (35) und Johnny Weir (33) sind wohl das ungewöhnlichste Kommentatoren-Duo bei den Winterspielen. Die amerikanische Olympiasiegerin von 1998 und der mode-begeisterte WM-Dritte von 2008, der schon Kostüme für andere Sportler entwarf, sind schlichtweg der Hingucker bei den Eiskunstlauf-Wettbewerben. Jeden Tag begeistern sie mit neuen Outfits. Weir soll mit 13 Designer-Koffern nach Südkorea gereist sein, Lipinski nur mit neun. In seiner 2011 veröffentlichten Autobiografie «Welcome to my World» outete er sich als homosexuell. Zwei Frauen helfen ihm jeden Morgen bei Frisur und Make-up. In den Pausen stöckeln die Fachleute für den US-Sender NBC händchenhaltend durch die Gangneung-Eisarena.
UNGEWOHNTES GEFÜHL: Eishockey in Südkorea mutet immer noch exotisch an. Der Zuschauerzuspruch selbst bei den großen Nationen ist überschaubar, zudem reagiert das koreanische Publikum für Europäer und Nordamerika ungewohnt auf Spielsituationen. Das fällt sogar den Schiedsrichtern auf. «Die kennen die Sportart wenig, das ist für sie neu. Sobald sich was rührt, ist das für sie ein Highlight», sagte der deutsche Linienrichter Lukas Kohlmüller. Bei jedem Check und bei jedem Schuss aufs Tor geht ein Raunen durch das Publikum. Irritierend findet Kohlmüller das nicht. «Die Koreaner, die ins Stadion kommen, die freuen sich halt einfach, wenn etwas passiert. Das ist eine tolle Sache.»
Fotocredits: Hauke-Christian Dittrich
(dpa)