Kloten – Das deutsche Eishockey-Nationalteam geht sein Olympia-Comeback nach einem erkämpften Prestigeerfolg über die Schweiz mit Selbstvertrauen an. Am Abend vor der Abreise nach Südkorea gewann die Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm in Kloten mit 2:1 (0:0, 1:0, 0:1) nach Verlängerung.
Im einzigen Test der unmittelbaren Vorbereitung auf die Winterspiele erzielte Dominik Kahun 18 Sekunden vor Ende der Overtime den entscheidenden Treffer. David Wolf hatte die Deutschen zuvor mit einem energischen Solo in Führung gebracht (26. Minute). Erst in der Schlussphase der regulären Spielzeit kamen die stärker werdenden Schweizer dank Ramon Untersander zum verdienten Ausgleich (55.). «Das war eine gute, kämpferische Vorstellung. Größtenteils konnten wir zufrieden sein», sagte Sturm. Kapitän Marcel Goc erklärte: «Generalprobe bestanden. Wir können jetzt den Schwung mitnehmen ins Turnier.»
Mit ihrer über weite Strecken konzentrierten Leistung setzte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) nach der Vertragsverlängerung von Sturm ein weiteres positives Zeichen. Der 39-Jährige hatte rechtzeitig vor Olympia bis 2022 unterschrieben und damit am Montag eine Hängepartie beendet.
Am Mittwochnachmittag macht sich der DEB-Tross von München aus auf den Weg nach Pyeongchang, wo am 15. Februar die erste Vorrundenpartie gegen das klar favorisierte Finnland ansteht. Seit 2010 tritt die deutsche Männer-Auswahl erstmals wieder bei Winterspielen an. «Wir müssen uns als Mannschaft finden. Ich bin da positiv, wir kennen uns alle. Jeder kennt das System», hatte Fahnenträger-Kandidat Christian Ehrhoff auch angesichts der kurzen Vorbereitung gesagt.
In der umkämpften Partie am Dienstagabend stand der Weltranglisten-Achte in der Defensive lange Zeit sicher. Die Eidgenossen wussten allerdings ihre Überzahlsituationen auch nicht zu nutzen. Nach einem torlosen ersten Drittel vollstreckte Stürmer Wolf, nachdem er sich aus der neutralen Zone heraus behauptet hatte.
Im Tor hatte Sturm zunächst auf den Münchner Danny aus den Birken vertraut. Die Torhüter-Position könnte zur Schwachstelle werden, schließlich muss der Coach erstmals in seiner bislang gut zweieinhalb Jahre langen Amtszeit auf NHL-Verstärkung und damit auch auf Goalies wie Philipp Grubauer und Thomas Greiss verzichten. Die Topstars der Eishockey-Szene fehlen erstmals seit 1998 bei Olympia, weil die nordamerikanische Profiliga ihren Spielbetrieb nicht unterbricht. Im Schlussdrittel bekam der Ingolstädter Timo Pielmeier in der Swiss Arena eine Bewährungschance. Die Schweizer intensivierten den Druck auf das deutsche Tor und verdienten sich ihren Treffer.
Der 22-jährige Kahun bescherte dann doch noch den Deutschen das Erfolgserlebnis. Bei Olympia sind neben Finnland Schweden und Norwegen weitere Vorrundengegner. Nur der Gruppensieger steht sicher im Viertelfinale, alle anderen Teams bekommen in einem K.o.-Spiel der Zwischenrunde eine erneute Chance auf die Runde der letzten Acht.
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(dpa)