Rio de Janeiro – Gänsehaut wäre gut in der Hitze von Rio de Janeiro. Wieder die Nationalhymne hören nach einer olympischen Goldmedaille. Nur dieses Mal als Teil der Crew – und nicht wie vor vier Jahren in London als jubelnder Fan auf der Tribüne.
Auch wenn Hannes Ocik das damals schon wirklich gut gefallen hat. «Wenn ich daran zurückdenke, bekomm ich heute immer noch eine Gänsehaut. Aber jetzt wollen wir unsere eigene Geschichte schreiben. Und dazu sind wir auf einem guten Weg», sagt der 25-Jährige vor seiner Olympia-Premiere als Schlagmann des Deutschland-Achters.
Um 16.00 Uhr deutscher Zeit kommt es am Montag auf der Lagoa Rodrigo de Freitas im Vorlauf zum ersten olympischen Kräftemessen mit den USA und Polen. Dann gilt es, sich unter Wettkampfbedingungen auf die schwierigen Windverhältnisse einzustellen. Und natürlich mit einem Sieg den direkten Finaleinzug klarzumachen. Ein kräftezehrender Hoffnungslauf am Mittwoch vor dem Endlauf am kommenden Samstag (16.24 Uhr MESZ) würde unnötig Energie kosten. Gut fürs Ego und die Stimmung an Bord wäre er auch nicht.
Denn das Selbstvertrauen und das Bewusstsein um die eigene Stärke spielt eine große Rolle. Nach London reiste das Paradeboot des Deutschen Ruderverbands 2012 mit der unfassbaren Serie von 34 Rennen ohne Niederlage. Zweifel an der Favoritenrolle gab es nicht im Ansatz. Fünf der neun Besatzungsmitglieder von damals sind noch an Bord, Gold ist erneut das Ziel – doch die Ausgangssituation ist dieses Mal eine andere.
2013, 2014 und 2015 musste sich das Großboot in den WM-Finals jeweils Großbritannien geschlagen geben. Erst bei der EM in Brandenburg lag Deutschland wieder vorne.
Bundestrainer Ralf Holtmeyer schiebt die Bürde des Favoriten deswegen auch, ohne zu zögern, in Richtung Niederlande. Die haben schließlich im Mai beim wichtigen Weltcup in der Schweiz etwas überraschend gewonnen und dabei die beiden Dauerrivalen aus Deutschland und Großbritannien hinter sich gelassen. «Luzern ist immer ein Königsmacher in einer Saison. Wenn sie die Form konserviert haben oder noch besser geworden sind, dann sind sie Favorit», sagt Holtmeyer.
Medaillen trauen seine Athleten aber auch anderen Nationen zu. «Die Leistungsdichte ist extrem hoch. Ich gehe davon aus, dass sich zwischen Platz eins und fünf alles innerhalb von ein, zwei Sekunden abspielt», prognostiziert der Schweriner Ocik. «Ich sehe in erster Linie diesen Dreikampf, aber auch die Amerikaner und Polen sind immer für eine Überraschung gut.»
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(dpa)