Die Ära Jens Lehmann ist Geschichte, der Nationaltorwart ist nach der Europameisterschaft zurückgetreten, nicht ganz freiwillig, doch die guten Worte des Trainergespanns überzeugten den 38-Jährigen schließlich. Der Kampf um die wohl heiligste Position im deutschen Fußball, ach, im deutschen Sport ist entbrannt. Wer darf sich Hoffnungen machen?
„Mit kleinen Bonuspunkten“, wie Bundestrainer Joachim Löw sagte, starten die EM-Teilnehmer Robert Enke und René Adler. Der Leverkusener Adler ist verletzt, deshalb wird heute im Freundschaftsspiel gegen Belgien Enke im Tor stehen. Enke ist kein Exzentriker wie seine Vorgänger Lehmann und Oliver Kahn, sondern ein Vertreter der neuen Sachlichkeit.
Als hoch veranlagt – O-Ton Löw: „Er hat ein enormes Können“ – gilt der Schalker Keeper Manuel Neuer, der aber noch durch einen Mittelfußbruch außer Gefecht gesetzt ist. Wahrscheinlich wird Enke auch im September bei den beiden WM-Qualifikationsspielen gegen Liechtenstein und Finnland im Tor stehen. „Wenn die Möglichkeit bestehen sollte, mal zwei, drei Spiele am Stück zu machen, ist das die Chance, die man nutzen muss“, sagte Enke, eine aus seinem Mund geradezu kämpferische Ansage. Enkes Handicap: Sein Verein Hannover 96 spielt in dieser Saison nicht international.
Als zweiten Torwart für das Match gegen Belgien nominierte Löw den Bremer Tim Wiese. Eine Überraschung, denn Wiese schien im Trainerstab ähnlich beliebt wie ein Christian Wörns zu sein. Wiese wurde vor mehr als einem Jahr schon aus der Nationalelf verabschiedet gewähnt, ohne jemals ein Spiel gemacht zu haben, was er damals mit unbequemen, aber wahren Worten kommentierte: „Seit Jahren zeige ich in der Bundesliga und Champions League konstant Topleistungen. Stattdessen wird ein Hildebrand nominiert, der auf der Bank sitzt. Oder Enke, der mit Hannover im Mittelfeld spielt.“
Timo Hildebrand indes dürfte Vergangenheit sein. Nach seiner überraschenden EM-Ausbootung – er war die gefühlte Nummer zwei – hat er nicht solidarisch gejubelt, wie es sich der Trainerstab wohl etwas weltfremd vorstellte. „Einige Aussagen von Timo nach der EM haben uns überhaupt nicht gefallen“, sagte Torwarttrainer Andreas Köpke pikiert.
Bleibt noch Michael Rensing. Zwar hat er, gerade erst zum Stammtorwart avanciert, noch keine herausragenden Leistungen zeigen können, doch er spielt bei einem Verein, der traditionell die Nummer eins beansprucht, beim FC Bayern München.