Pyeongchang – Eine lange Atempause will Alfons Hörmann nach den erfolgreichsten Olympischen Winterspielen für Deutschland nach der Wiedervereinigung seinen Sportfunktionärs-Kollegen aus den Verbänden nicht geben.
«Wenn die Koffer ausgepackt und die Wäsche gewaschen ist, geht es an die Analyse und Evaluation», kündigte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nach Olympia-Ende an. Nach Pyeongchang ist vor Peking 2022 – und vor den Sommerspielen 2020 in Tokio. «Der Countdown hat mit dem Ende der Spiele in Südkorea begonnen», betonte Hörmann.
Die 31 gewonnenen Medaillen (14 Gold/10 Silber/7 Bronze) seien Grund zur «großen Freude, aber auch eine Verpflichtung», nicht nachzulassen und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Denn es wird nicht ganz einfach sein, die konzipierte Leistungssportreform mit neuen handelnden Personen in der deutschen Politik umzusetzen.
Auf den geschäftsführenden Bundesinnenminister Thomas de Maizère (CDU), Mitinitiator der Reform und ein verlässlicher Partner des Sports, wird wohl CSU-Politiker Horst Seehofer als auch neuer Sportminister folgen.
Der Noch-Amtsinhaber mahnte am Ende der Winterspiele, sich nicht auf dem Erfolg auszuruhen. «Gemeinsames Ziel von Sport und Politik war und ist es, langfristig wieder mehr Spitzenergebnisse für Deutschland zu erreichen», sagte de Maizière, um auf lange Sicht «konstanter und besser zu werden» – und dies alles sauber und fair.
Es werde neue handelnde Akteure und einen neuen Minister geben. Da könne es sein, dass der eine oder andere noch etwas ändern möchte. «Das kann so kommen», sagte Hörmann und ergänzte: «Das kann zu Verbesserungen führen oder dazu, dass etwas nicht umzusetzen ist.»
Reibungsverluste sind bei einem Regierungswechsel in Berlin nicht ausgeschlossen. Zumal der DOSB nicht nur Strukturen verändern möchte, sondern weil er auch deutlich mehr Geld vom Bund haben will. Gegenwärtig sind es rund 160 Millionen Euro und Hörmann wünscht einen Betrag von 70 bis 120 Millionen plus pro Jahr: «Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit», sagte er. Den Worten müssten Taten folgen.
Im Koalitionsprogramm von CDU/CSU und SPD ist die Absicht zwar bekundet, kräftig drauf legen zu wollen, aber eine Garantie und eine konkrete Größenordnung ist darin nicht enthalten. «Das Parlament sträubt sich nicht gegen einen Mittelaufwuchs für das zukünftige Spitzensportkonzept, wenn er nachvollziehbar der Verbesserung der Rahmenbedingungen und der Fokussierung auf die essenziellen Belange der Sportler dient», sagte Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses des Bundestages, der Deutschen Presse-Agentur.
Daher habe sie den DOSB schriftlich gebeten, seine an die Politik gerichteten Forderungen aufzuschlüsseln und zu begründen. «Der bislang bekannte pauschale Ruf nach sehr viel mehr Geld wird dagegen nicht von Erfolg gekrönt sein», erklärte die SPD-Politikerin.
«Wenn die Reform nicht zügig Fortschritte macht, wird es kein sukzessives Medaillenwachstum geben und es auf der Erfolgsleiter nicht nach oben gehen», warnte Hörmann. Dann werde der große Erfolg von Pyeongchang ein einmaliger bleiben.
Optimistisch ist er, dass sich der fulminante Olympia-Auftritt bei den Winterspielen auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio auswirken kann, obwohl die zu erwartenden Reform-Effekte bei den Sommersportverbänden noch nicht so ausgeprägt sein werden. «Die langfristige Wirkung der Maßnahmen werden wir alle wohl im Lehnstuhl verfolgen», sagte Hörmann. «Wenn es uns aber so perfekt wie in Pyeogchang gelingt, aus der Summe der Teilmannschaften ein großes Olympia-Team zu formen, können wir auf ein gutes Ergebnis hoffen.»
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(dpa)