Berlin – Eigentlich wollte Denise Herrmann in ein paar Tagen auf die Trauminsel Mauritius fliegen und zwei Wochen «auf der Strandliege hocken». Doch durch die Coronavirus-Pandemie sind auch die Urlaubspläne der besten deutschen Biathletin Makulatur.
«Das wäre so schön gewesen, aber es geht nun mal nicht», sagte die 31-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Beim Tauchen im Indischen Ozean und bei dem einen oder anderen Cocktail mit Freund Thomas Wick wäre die Weltmeisterin froh gewesen, ihr Handy mal komplett auszuschalten. Doch jetzt telefoniert sie mehr als sonst. «Sonst ist es eher so, dass ich mal keinen sehen will und denke, jetzt machst du mal eine Woche dein Handy aus. Jetzt ist es aber so, dass man schon viel mehr telefoniert und den sozialen Kontakt sucht», meinte die Sächsin.
Statt im Indischen Ozean den ersehnten Urlaub nach der anstrengenden und erfolgreichen Saison zu genießen, hat Denise Herrmann nun viel Zeit für andere Sachen: Den großen Frühjahrsputz und Gardinen waschen – auch wenn das nur bedingt Spaß bringt, wie sie lachend sagt.
Nachdem die Skijäger wegen der Pandemie ihr Saisonfinale in Oslo absagen mussten und auch die restlichen Wettkämpfe ausfielen, trainierte Herrmann bis vergangenen Sonntag – schon mit Blick auf die kommende Saison. «Du kannst jetzt nicht sechs Wochen nichts machen, aber es ist halt schwieriger, es gibt keine Extragenehmigungen für uns, wir kommen nirgends rein, nicht in den Kraftraum oder zum Schießen», erzählt die siebenmalige Weltcupsiegerin.
Einziger «Sparringspartner» ist ihr Freund, mit dem die Verfolgungs-Weltmeisterin von 2019 rund um ihre Wahlheimat Ruhpolding viel mit dem Rad unterwegs ist oder joggt. «In Zeiten wie diesen fühlt es sich gut an, zu jemandem zu gehören», sagte der frühere Langläufer, der nach der Saison seine Karriere beendet hatte.
Während Wick, der am Ostersonntag seinen 29. Geburtstag feiert, abtrainiert, muss seine Freundin aufpassen. Sie darf nicht zu viel machen: «Das ist kreuz gefährlich – man muss jetzt ja eigentlich auch zwei, drei Wochen rausgehen, vom Kopf und vom Körper her, um die Systeme mal ein bisschen länger regenerieren zu lassen.»
Die Ausgangsbeschränkungen sind für die frühere Langläuferin, die 2016 zu den Skijägern wechselte, nicht so schlimm. Und auch der Abstandsregel kann sie sogar was Positives abgewinnen. Prinzipiell sei ein bisschen mehr Abstand gut, «zum Beispiel am Flughafen, wenn die Leute dicht gedrängt lange eng zusammenstehen, das nervt schon. Aber jetzt ist es ja so, dass sie beim Einkaufen alle schon fast in die Regale springen», berichtet Herrmann schmunzelnd.
Die Hygieneregeln sind für sie wie für viele Wintersportler Alltag. «Das ist unser täglich Brot, um Viren und Bakterien zu vermeiden und nicht krank zu werden. Für uns ist das normal, für andere vielleicht nicht ganz so. Aber es ist jetzt trotzdem keine normale Situation.»
Auch wenn sie derzeit nicht wie gewohnt trainieren kann, macht sich Denise Herrmann noch keine großen Sorgen, dass die Saisonvorbereitung nachhaltig gestört werden könnte und die kommende Saison in Gefahr ist. Einen groben Jahresplan gibt es ohnehin schon, mit den Trainern wird telefoniert. Wenn dann allerdings ab 1. Mai, dem offiziellen Trainingsbeginn, zum Beispiel Schießen oder Krafttraining immer noch nicht möglich sind, «wird es schon schwierig.» Der Mai sei allerdings der Monat, wo «man noch die wenigsten Einbußen» habe.
Wenn allerdings die Höhenvorbereitung im Alpenraum, die letztes Jahr begonnen wurde, im Sommer nicht absolviert werden kann, «wäre das schon blöd. Ich hoffe, dass wir da nicht so viel Einbußen haben was die Trainingsziele betrifft. Aber wir sind eine Sportart, die durch viele Trainingsmittel voran kommt. Im Vergleich zu den meisten anderen, allen voran den Sommersportlern, kommen wir bisher glimpflich davon», sagt die Biathletin.
Fotocredits: Sven Hoppe
(dpa)