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Früh unter Druck: Froome wieder zu Fuß – Zabel schuldlos

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La Roche-sur-Yon – Schon wieder war Chris Froome beim bedeutendsten Radrennen der Welt etwas untypisch zu Fuß unterwegs.

Nicht am Berg wie auf dem zwölften Teilstück der Tour de France 2016, als der Brite nach einer Kollision mit einem Begleitmotorrad einige Meter zu Fuß den Mont Ventoux hoch rannte. Diesmal musste sich der viermalige Triumphator den Weg aus einem Straßengraben zurück auf die flache Strecke der ersten Etappe der Rundfahrt 2018 bahnen.

Knapp fünf Kilometer vor dem Ziel wollte der erst kurz vor Tour-Start vom Dopingverdacht freigesprochene Sky-Kapitän an einer engen Passage und bei hoher Geschwindigkeit an dem Deutschen Rick Zabel vorbei – landete bei dem Versuch aber stattdessen im Gras abseits der Piste. «Man kann auf dem Aufnahmen des Onboard-Videos gut sehen, Chris versucht nach vorne zu kommen, und ich halte meine Position. Da ist aber nicht viel Platz. Die Straße wird dann noch mal enger durch die Werbeplanen auf der rechten Seite», sagte Katusha-Alpecin-Profi Zabel der Deutschen Presse-Agentur. «Ich bin froh, dass Chris sich nicht schwerer verletzt hat, aber ich habe mir nichts vorzuwerfen», ergänzte der Anfahrer des Tagesdritten Marcel Kittel.

«Wir waren im vorderen Drittel des Feldes. Es wurde ziemlich chaotisch mit einigen der Sprinter dort, aber das ist Radrennen. Ich bin nur dankbar, dass ich in keiner Weise verletzt bin», hatte Froome den Vorfall geschildert, bei dem er außer einem schmutzigen Trikot und ein paar Schürfwunden an den Knien keine größeren Verletzungen davontrug.

Viel mehr Schmerzen machten ihm die 51 Sekunden Rückstand zu, die er sich am Ende der Etappe auf seine größten Widersacher Tom Dumoulin (Niederlande), Vincenzo Nibali (Italien) und Romain Bardet (Frankreich) im Kampf um den Gesamtsieg einhandelte. Dass sich der Australier Richie Porte und der Brite Adam Yates den gleichen, der Kolumbianer Nairo Quintana gar noch 14 Sekunden mehr Rückstand einhandelten, dürfte Froome nur bedingt trösten.

Noch nie war der Branchenprimus so früh bei der «Großen Schleife» unter Druck. Der umstrittene Sky-Kapitän, der die Ablehnung der Fans spürt, wollte dem keine große Bedeutung beimessen und meinte: «Bis Paris ist es noch ein weiter Weg». Damit liegt er gewiss nicht falsch – noch mehr als 3000 Kilometer sind es bis zum Showdown auf den Champs Élysées, wo Froome am 29. Juli nach seinem diesjährigen Giro-Erfolg auch seinen fünften Tour-Gesamtsieg feiern möchte.

Doch der Weg dahin – das bewies schon der ersten Abschnitt – wird steinig. Nach der für ihn glimpflich ausgegangen Salbutamol-Affäre schlägt dem 33-Jährigen in Frankreich alles andere als Zuneigung entgegen. Wie bereits bei der Teamvorstellung wurde Froome auch während der 201 Kilometer langen Auftaktetappe auf einigen Plakaten als Betrüger bezeichnet. Als sein Sturz auf den Videoleinwänden im Zielbereich in Fontenay-le-Comte flimmerte, applaudierten und jubelten einige Zuschauer.

Ausmaße wie im Jahr 2015, als Froome bei der Tour von Zuschauern mit Urin überschüttet worden war, hofft dessen Teamkollege Geraint Thomas in diesem Jahr nicht zu erleben. «Es macht mir nichts aus, wenn die Leute anfangen, dich zu beleidigen, aber Sachen nach dir zu werfen oder zu versuchen, dich zu schlagen, oder einfach nur das Rennen zu beeinflussen – das geht einfach zu weit», meinte der Walliser. Bereits nach seinem Sieg bei der Dauphiné-Rundfahrt im Juni hatte er seine eigenen Ambitionen auf die Kapitänsrolle angedeutet. Im Gegensatz zu Froome war Thomas am Samstag unbeschadet und ohne Rückstand ins Ziel gekommen.

Das 35,5 Kilometer lange und technisch anspruchsvolle Teamzeitfahren am Montag in Cholet dürfte Froome und seiner Équipe zwar in die Karten spielen, doch auch hier könnte sich Dumoulin als großer Favorit auf den Gesamtsieg herauskristallisieren. Der Sunweb-Kapitän hält die WM-Zeitfahrtitel im Einzel- und -Mannschafts-Wettbewerb. Aber Froome hofft auf den Giro-Effekt. Auch in Jerusalem startete er im Mai im ersten Zeitfahren holprig, nachdem er beim Einfahren gestürzt war.

Fotocredits: Jeff Pachoud
(dpa)

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