Engelberg – Jahrelang reiste Severin Freund in Topform zur Generalprobe für die Vierschanzentournee nach Engelberg, doch das Weltcup-Podest konnte er am Fuße des über 3000 Meter hohen Titlis-Berges nie erklimmen.
Freund und die Schanze in den Urner Alpen – das passte irgendwie nicht zusammen. Nun ist die Anlage für drei Millionen Schweizer Franken umgebaut worden und bietet Deutschlands Top-Skispringer die Chance zum Neuanfang.
Ausgerechnet vor der Einweihung an diesem Wochenende ist der Weltmeister von seiner Bestform aber noch ein Stück weit entfernt. «Ich muss weiterarbeiten und schauen, dass ich Schritt für Schritt vorankomme», formulierte Freund ein bescheidenes Ziel für den Doppel-Weltcup am Samstag und Sonntag.
Nach einer Hüftoperation im Frühjahr und der folgenden fünfmonatigen Pause war Freund ohne große Ambitionen in den Winter gestartet – und sprang beim Auftakt in Kuusamo gleich auf die Plätze eins und zwei. Doch in diesem Takt ging es nicht weiter. In Klingenthal und zuletzt Lillehammer fand sich der 28-Jährige nicht mehr unter den Top Ten wieder – für ihn eine ungewohnte Situation.
Bundestrainer Werner Schuster wird deshalb jedoch nicht unruhig, auch wenn die Zeit bis zur Vierschanzentournee für seinen Vorzeigespringer langsam knapp wird. «Severin setzt den aktuellen Prozess mit Routine fort. Er weiß, an welchen Stellschrauben er drehen kann. Seine große Erfahrung kommt ihm hierbei entgegen», erklärte Schuster.
Freund muss die Situation aber auch mental verarbeiten, denn plötzlich ist er nicht mehr das Maß der Dinge. Diesen Part hat – zumindest vorübergehend – Markus Eisenbichler übernommen. Der 25 Jahre alte Bayer ist drauf und dran, in dieser Saison den Durchbruch in die Weltspitze zu schaffen. Der erste Podestplatz seiner Karriere am vergangenen Sonntag, als er in Lillehammer Dritter wurde, dürfte Eisenbichler zusätzlich beflügeln. «Er hat seine Qualitäten nachgewiesen», lobte Schuster die derzeitige Nummer eins im DSV-Team.
Der Chefcoach hofft, dass in Eisenbichlers Sog auch Andreas Wellinger und vor allem Richard Freitag in die Erfolgsspur finden. Zumal mit David Siegel ein aufstrebender Athlet weiterhin fehlt. Der Junioren- Weltmeister muss wegen einer Reizung im Fußgelenk zuschauen. «David ist ein Vollblutsportler, entsprechend schwer fällt ihm die medizinisch verordnete Zwangspause. Hinsichtlich der weiteren Saison ist diese aber leider unumgänglich», sagte Schuster.
Er freut sich auf die Premiere auf der neuen Anlage, die wohl Weiten um die 140 Meter zulässt. «Wir sind sehr gespannt auf die Wettkämpfe», sagte Schuster und formulierte das Ziel für Freund & Co.: «Wir wollen sprungtechnische Abläufe festigen und generell Schwung für die Tournee aufnehmen.»
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(dpa)