Leipzig – Auch wenn Julian Nagelsmann an der Seitenlinie völlig ausflippte und breitbeinig die geballten Fäuste von sich streckte, das Lob gebührte seinen Spielern.
«Für einige Jungs ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen – gerade für die Spieler, die schon seit der dritten und zweiten Liga im Club sind», sagte der Cheftrainer nach der irren Aufholjagd von RB Leipzig im Königsklassen-Krimi gegen Benfica Lissabon. Das Nagelsmann-Team erkämpfte sich in der Nachspielzeit nach einem 0:2-Rückstand noch ein 2:2 (0:1) gegen den portugiesischen Rekordmeister. Damit hat RB erstmals in der noch jungen Vereinsgeschichte das Achtelfinale in der Champions League erreicht.
Emil Forsberg machte in der Nachspielzeit den Unterschied aus: Erst verwandelte er einen Foulelfmeter (90.), dann traf der Schwede in der neunminütigen Nachspielzeit per Flugkopfball zum 2:2 (90.+5). «Ein geiles Gefühl, ein wunderbarer Abend – für solche Spiele lebe ich. Dieses Spiel werde ich nie vergessen», meinte der RB-Spielmacher. Nationalspieler Lukas Klostermann, dessen Ausrutscher das 0:2 durch Carlos Vinicius (59.) begünstigte, sprach von einem «Herzschlagfinale». Denn trotz optischer Überlegenheit von RB lief zunächst alles gegen Leipzig: Pizzi (20. Minute) nutzte einen Abwehrschnitzer zur überraschenden Führung, ehe Benfica nach einem Konter auf 2:0 erhöhte.
Dabei erwischte es Stammkeeper Peter Gulacsi, der das Knie des Benfica-Stürmers voll an den Kopf bekam und ausgewechselt werden musste. Daraufhin kam der Schweizer Yvon Mvogo zu seinem ersten Einsatz in der Champions League. Nagelsmann gab auf der Pressekonferenz gegen Mitternacht Entwarnung. «Peter geht es den Umständen entsprechend gut, er kann sich an alles erinnern, er hat keine Gesichtsfraktur», meinte Nagelsmann. Dennoch will der Cheftrainer nichts überstürzen: «Im Kopfbereich ist immer Vorsicht geboten, wir werden weitere Untersuchungen einleiten. Mir ist nicht bange, wenn er mal zwei Tage Regeneration bräuchte.»
RB-Boss Mintzlaff freute sich bereits auf den Zahltag. «Das Geld, was in die Kasse kommt, ist mehr als nur ein nettes Nebengeräusch. Das werden wir wieder investieren», versprach er und blickte schon auf das nächste Ziel: «Wir wollen jetzt weiter als bis ins Achtelfinale kommen. Der Fan wünscht sich sicher Barcelona, wir wünschen uns eine machbare Aufgabe.»
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(dpa)