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Formel-1-Reizklima: Ferrari-Stärke macht Mercedes nervös

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Silverstone – Die Niederlage auf ihrem bisherigen Formel-1-Herrschaftgebiet in Silverstone hatten Mercedes und seinen Superstar Lewis Hamilton tief getroffen – und die Schuldigen saßen im Motorhome nebenan: Ferrari mit Sieger Sebastian Vettel und Hamilton-Rempler Kimi Räikkönen.

Was folgte, waren Gesten, Andeutungen und Unterstellungen in Richtung Scuderia. Doch letztlich zeigte es nur: Vor der zweiten Saisonhälfte wird das Weltmeister-Team zunehmend gereizter und nervöser, je stärker Ferrari wird.

Das gilt auch für Hamilton. In der Siegerpressekonferenz wendete sich 33-Jährige sichtbar von Vettel und Räikkönen ab. Mit einem Handtuch wischte er immer wieder über sein linkes Ohr, wenn seine Ferrari-Konkurrenten redeten. Der zuvor noch so plauderfreudige Brite machte mit seiner bitteren Miene deutlich, wie er es empfand, dass sein Dauerrivale Vettel ausgerechnet in seiner Heimat gewonnen und dies der Rempler von dessen Teamkollegen gegen ihn ermöglicht hatte: als tiefe Ungerechtigkeit.

Er sah sich als Opfer, Räikkönen war der Täter – und Vettel der Profiteur. «Das ist eine interessante Taktik von denen, würde ich sagen», meinte der Rennzweite – und deutete damit an, hinter dem Vorfall stecke ein Plan von Ferrari. Vettel entgegnete: «Es wäre verrückt anzunehmen, dass das Absicht war.» Die österreichische «Kronen-Zeitung» wittert prompt «dicke Luft in der F1» und fragte: «Wurde Hamilton von Ferrari absichtlich gerammt?»

Hamilton erhielt Unterstützung von seinen Vorgesetzten. Mercedes-Teamchef Toto Wolff säte Zweifel an der Scuderia allein dadurch, dass er im TV die Frage seines Technikchefs James Allison wiederholte, ob der Räikkönen-Rempler «Absicht oder Unvermögen» sei. Teamaufseher Niki Lauda sprach davon, «dass der Unfall grundsätzlich unfair» gewesen sei und erinnerte an die Ereignisse in Le Castellet. «Es ist das zweite Mal, dass uns ein Ferrari in der ersten Kurve anrempelt, und das ist nicht lustig», meinte er. «Ohne den Unfall hätte Lewis gewonnen.»

Zwei Wochen zuvor hatte Vettel beim Grand Prix von Frankreich den Finnen Valtteri Bottas gleich nach dem Start von der Strecke geschoben. Hamiltons Teamkollege wurde mit beschädigtem Auto noch Siebter, Crash-Verursacher Vettel rettete sich auf den fünften Platz und gestand später den Fehler ein. Der 31-Jährige erhielt eine Fünf-Sekunden-Strafe. Zu milde, wie damals kritisiert wurde.

In Silverstone musste Räikkönen zehn Sekunden Strafe verbüßen, nachdem sein Unfallgegner von Rang 18 am Ende des Feldes seine Aufholjagd bis auf Platz zwei starten musste. «Die Sportkommissare haben gelernt. Zehn Sekunden für Kimi sind eine gerechtere Strafe als die fünf für Vettel in Frankreich», meinte Lauda. Räikkönen gab sich einsichtig: «Es war mein Fehler, also geht das in Ordnung.»

Das Klima zwischen den Top-Teams wird giftiger. Nach vier Jahren der silbernen Dominanz ist die Scuderia mindestens ebenbürtig. Sogar auf Mercedes-Strecken wie in Silverstone und zuvor im kanadischen Montréal und im österreichischen Spielberg.

Angesichts des engen Klassements tun Punktverluste wie in Spielberg beim Technik-Ausfall beider Autos und durch die Kollisionen von Le Castellet und Silverstone dem Weltmeister-Team weh. Anstatt zu führen, liegt Hamilton acht Zähler hinter Vettel. Auch bei den Konstrukteuren steht Rot nach dem zehnten von 21 Saisonrennen vor Silber. «An den zurückliegenden drei Wochenenden haben wir durch eigene Fehler und die von anderen Punkte verloren», meinte Wolff.

Seinen Starfahrer interessierten Gesamtstände wenig. Ein Vorfall wie mit Räikkönen hätte ihn auch anderswo geärgert. Doch in Silverstone, «dem großartigsten Rennen des Jahres mit dem großartigsten Publikum» (Hamilton), spürte er den Schmerz viel tiefer. Der zweite Platz war kein Trost. «Ich habe absolut 100, 1000 Prozent gegeben. Ich habe alle Energie aufgebracht, die ich hatte», sagte Hamilton.

Er wirkte erschüttert, nicht zum fünften Mal nacheinander und zum sechsten Mal insgesamt in Großbritannien gewonnen zu haben. In seiner Enttäuschung verweigerte er das erste Interview nach dem Rennen. Seine Antworten in der Pressekonferenz fielen einsilbig aus. Vettel und Räikkönen hatten mehr zu sagen. Zugehört hat Hamilton ihnen wohl kaum. Teamchef Wolff verstand ihn: «Es ist Silverstone, es ist der britische Grand Prix, er ist in der ersten oder dritten Kurve raus geschossen worden. Da bekommt er jeden Kredit von mir.»

Fotocredits: Luca Bruno
(dpa)

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