Flensburg – 60 Spielminuten trennen die Handballer der SG Flensburg-Handewitt noch von ihrem großen Traum. 60 Minuten, in denen die Schützlinge von Trainer Maik Machulla alles geben werden, um die zweite deutsche Meisterschaft nach 2004 in den hohen Norden zu holen.
Mit einem Heimsieg am Sonntag (15.00 Uhr) über Frisch Auf Göppingen hätten die Flensburger geschafft, womit vor wenigen Wochen niemand gerechnet hätte: Dass die SG den zuletzt zweifachen Titelträger Rhein-Neckar Löwen doch noch vom Thron stößt.
Siebenmal waren die Norddeutschen seit dem bis dato letzten Titel Vizemeister, viermal Dritte, je einmal Fünfte und Sechste. Jetzt haben sie einen Punkt Vorsprung auf die Löwen. «Die Vorfreude steigt, die Stimmung ist gut», sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke der Deutschen Presse-Agentur. «Natürlich ist auch Anspannung da. Es wäre auch fatal, wenn das nicht so wäre.»
Das vergangene Wochenende hat gezeigt, wie eng es in der Liga zugeht. Da mühte sich die SG, nachdem sie die Löwen von der Tabellenspitze verdrängt hatte, zu einem 27:24 beim Abstiegskandidaten TuS N-Lübbecke. «Es gehört auch dazu, an entscheidender Stelle die Nerven zu behalten», sagte Schmäschke. Das hat die SG geschafft, während es den Löwen bei den Niederlagen gegen Berlin und Melsungen sowie dem Remis gegen Erlangen nicht gelang.
Zumindest öffentlich haben die Mannheimer die letzten Hoffnungen auf den dritten Meistertitel in Serie schon aufgegeben. «Ich denke, dass das eine klare Sache für Flensburg werden wird», sagte Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen der «Rhein-Neckar Zeitung». «Und die haben diesen Titel dann eben einfach verdient.»
Eine offizielle Titelfeier ist im Norden aber nicht geplant: «Bevor der letzte Schritt nicht gegangen ist, denken wir an nichts anderes», betonte Schmäschke. Vor der Flens-Arena, die mit 6300 Zuschauern ausverkauft ist, wird es eine Bühne mit Live-Musik geben. Da die TV-Rechtesituation kein Public Viewing zulässt, ist ein Public Hearing geplant. «Je nach Spielergebnis wird es im Anschluss auf der Bühne ein weiterführendes Programm geben», teilte der Club mit.
Für das gesamte SG-Team wäre ein Erfolg am Sonntag die Krönung einer Saison, die mit dem Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen den späteren Sieger Montpellier AHB sowie dem Scheitern im Achtelfinale des DHB-Pokals gegen die Füchse Berlin auch einige Enttäuschungen parat hatte. Das gilt besonders für Thomas Mogensen und Mattias Andersson, die ebenso wie Kentin Mahé, Kevin Möller, Jacob Heinl und Hendrik Toft Hansen den Club verlassen werden.
Der dänische Spielmacher Mogensen wechselt nach elf Jahren zurück in die Heimat, der schwedische Keeper Andersson beendet nach sieben Jahren im SG-Trikot seine Karriere. «Ich will nicht lügen», sagte Mogensen bei Sky: «Das wird für mich ein besonderer Tag.» Enden soll dieser mit dem Empfang der Meisterschale, mit deren Original der Präsident der Handball-Bundesliga, Uwe Schwenker, und HBL-
Geschäftsführer Frank Bohmann anreisen werden. Spielleiter Andreas Wäschenbach und die Kopie der Schale werden in Mannheim bei der Partie der Rhein-Neckar Löwen gegen den SC DHfK Leipzig sein.
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(dpa)