Rio de Janeiro (dpa) – Sie haben einen deutschen Pass, doch bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gehen deutsche Sportler für andere Länder an den Start. Um sich den Olympia-Traum zu erfüllen, sind sie unterschiedliche Wege gegangen.
THOMAS SPRINGER (TRIATHLON): Der einzige deutsche Triathlon-Mann in Rio startet für Österreich. Der gebürtige Hallenser hat seit 2010 auch die gleiche Staatsbürgerschaft wie Lebensgefährtin Veronika, mit der der 31-Jährige seit acht Jahren zusammen ist. Dass der deutsche Meister von 2009 sich seinen Olympia-Traum erfüllen kann, hat er vor allem auch seinem Willen zu verdanken. Denn kurz nachdem er die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, brach er sich in einem Rennen den Oberschenkel-Hals. Trotz einer verunglückten Operation kämpfte er sich zurück und ist nun Austrias Hoffnung.
OKSANA CHUSOVITINA (TURNEN): Die Turn-Ikone lebt seit mehr als zehn Jahren in Bergisch Gladbach, erwarb 2006 die deutsche Staatsbürgerschaft und trug noch bei den Spielen 2012 in London das schwarz-rot-goldene Trikot. Doch als ihr andere danach das Karriere-Ende nahelegten, schmunzelte die heute 41 Jahre alte Sprung-Spezialistin nur. Nun wieder für ihre Heimatland Usbekistan startend, qualifizierte sie sich als Einzelstarterin für ihre siebten Spiele in Rio. «Leider gibt es im Turnen keine Punkte für das Alter», meint die kleine Turnerin, die schon 1992 in der Riege der GUS Olympia-Gold gewann und in Rio ankündigte, nach Olympia keine Wettbewerbe mehr bestreiten zu wollen.
CHRISTIAN ZIMMERMANN (DRESSURREITEN): Der 54 Jahre alte Hobby-Reiter startet für ein Land, das Deutschland – anders als das IOC – gar nicht anerkennt. Vor knapp zehn Jahren hatte der Kölner nach langer Pause wieder mit dem Reiten begonnen. Aus Palästina stammende Freunde fragten ihn, ob er sich einen Länderwechsel vorstellen könne. Seit 2013 wird er beim Weltverband FEI als Palästinenser geführt. Dank der Quotenregelung von IOC und FEI erhielt er ein Rio-Ticket. Als Deutscher wäre das unmöglich gewesen: Die Prozentzahlen, die Zimmermann bisher mit seinem Pferd Aramis erzielt hat, würden bei einer deutschen Meisterschaft den letzten Platz bedeuten.
ULRICH KIRCHHOFF (SPRINGREITEN): Kirchhoff gewann 1996 in Atlanta Doppel-Gold mit Jus de Pommes – für Deutschland. Nur kurz nach der Ankunft aus den USA starb der Hengst. Danach blieben große Erfolge aus. 2013 ritt der in Italien lebende Kirchhoff, der am Dienstag 49 Jahre alt wird, seinen ersten Nationenpreis für die Ukraine. Geld und teure Pferde des ukrainischen Multimillionärs Alexander Onischtschenko verlockten zum Nationalitäten-Wechsel. Zuletzt gab es Korruptionsvorwürfe um Onischtschenko. Mittlerweile ist Kirchhoff an seinem Olympia-Pferd Prince de la Mare beteiligt und hat sich so den Olympia-Traum selbst verwirklicht.
RENE TEBBEL (SPRINGREITEN): Anders als Kirchhoff hat der dreimalige deutsche Meister noch keine Olympia-Erfahrung. Seit September 2013 hatte der 47 Jahre alte Emsbürener schon die multinationale Ukraine-Equipe trainiert. Millionär Alexander Onischtschenko überredete ihn, von 2015 an auch für die Ukraine zu starten. Auch Tebbel ist an seinem Pferd Zipper mittlerweile beteiligt.
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