Zürich – Die Mammut-WM kommt. Im Eiltempo hat die FIFA die umstrittenen Pläne für das Mega-Event durchgewunken.
2026 wird der Fußball-Weltmeister erstmals bei einem Turnier mit 48 Mannschaften gekürt, die deutschen Kritiker von Bundestrainer Joachim Löw bis Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge fanden mit ihren Bedenken kein Gehör. Das FIFA-Council beschloss die Aufstockung um satte 50 Prozent bei seiner Sitzung in Zürich einstimmig – und im Blitzverfahren. Nach etwas mehr als 90 Minuten wurde die Nachricht vom Weltverband per Twitter verkündet.
Statt der bislang acht Gruppen mit jeweils vier Teams wird es in neun Jahren in der Vorrunde 16 Gruppen mit je drei Mannschaften geben. Voraussichtlich werden die Teams auf den Plätzen eins und zwei jeder Gruppe in die neue K.o.-Zwischenrunde einziehen. Danach geht es wie beim bislang üblichen 32er-Format mit dem Achtelfinale weiter. Der Weltmeister muss somit bis zum Titel wie bislang sieben Spiele absolvieren. Andere Details zur Mega-WM will die FIFA erst nach Ende der Sitzung bekanntgeben.
Man müsse diese Einzelheiten vor einer Bewertung abwarten, sagte Bayern-Coach Carlo Ancelotti im Trainingslager in Katar. Die FIFA habe versprochen, dass sie die Zahl der Spiele für jedes Team nicht ändern werde. Der Kalender ist dem Italiener aber ohnehin zu voll.
Die Gesamtzahl der WM-Spiele steigt voraussichtlich von 64 auf 80 Partien. 2018 und 2022 findet die WM noch mit 32 Teams statt, da für die Turniere schon entsprechende Marketing-Deals abgeschlossen sind. Den FIFA-Funktionären lagen insgesamt vier Reformmodelle vor, darunter zwei mit 40 Teams, die durch andere Vorrundenkonstellationen noch mehr WM-Spiele bedeutet hätten. Diese Varianten wurden abgelehnt, wie auch das Format mit einer Playoffrunde vor dem eigentlichen Turnierstart.
Ob es wie von FIFA-Präsident Gianni Infantino angeregt bei der XXL-WM keine Unentschieden mehr geben und jede Partie auch in der Vorrunde bei Gleichstand mit einem Elfmeterschießen entschieden werden wird, steht allerdings noch nicht fest. Sinnvoll ist diese historische Regeländerung wegen des krummen Modus, weil sonst Mauscheleien im letzten Gruppenspiel recht einfach wären.
Auch droht die Gefahr, dass nach nur drei Partien alle Teams punkt- und torgleich sind. Drei Teams pro Gruppe hatte es bei einer WM letztmals 1982 in Spanien in einer Zwischenrunde gegeben. Deutschland kam damals auch ins Halbfinale, weil die schon ausgeschiedenen Gastgeber sich im letzten Spiel gegen England nicht hängen ließen und ein 0:0 erkämpften.
Auch die Verteilung der Startplätze pro Konföderation wurde zunächst noch nicht beschlossen. Voraussichtlich soll die sportpolitisch brisante Frage der Quotenplätze bis zum FIFA-Kongress im Mai in Bahrain geklärt werden. Europa hat derzeit mit 13 Startern das größte Kontingent. Infantino hatte besonders Afrika und Asien mehr WM-Teilnehmer versprochen.
DFB-Chef Reinhard Grindel hatte vor der Council-Sitzung die UEFA-Mitglieder aufgefordert, gemeinsam für möglichst viele WM-Starter aus Europa zu kämpfen. «Es kommt darauf an, dass wir innerhalb der UEFA alle zusammenfinden und zu einer guten gemeinsamen Lösung kommen», sagte Grindel schon vor der Sitzung.
Kritische Stimmen gegen die Aufstockung hatte es zuletzt vor allem aus dem deutschen Fußball gegeben. Bundestrainer Löw und Bayern Münchens Vorstandschef Rummenigge hatten mehrfach Bedenken geäußert. Im Council hat der Deutsche Fußball-Bund nach dem Ausscheiden von Wolfgang Niersbach derzeit keine Stimme.
Auch die aktuellen Weltmeister sehen die Aufstockung kritisch. «Grundsätzlich war ich schon immer ein Freund davon, gegen große Namen zu spielen und gegen große Mannschaften», sagte Welttorwart Manuel Neuer. «Ich mag einfach Highlight-Spiele. Wir werden sehen, wo das hinführt», betonte der Bayern-Schlussmann am Montagabend, als sich die nun getroffene Entscheidung bei der FIFA-Weltfußballer-Gala bereits abzeichnete.
Ungewiss ist weiterhin, wo die WM stattfinden wird. Der FIFA-Kongress wird den oder die Gastgeber nach derzeitigem Stand erst im Jahr 2020 bestimmen. Als Favoriten gelten die USA und Kanada, eventuell als Co-Ausrichter. Auch Mexiko könnte dazustoßen.
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(dpa)