Barcelona – Braungebrannt ist Lionel Messi mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen aus den Flitterwochen in der Karibik nach Barcelona zurückgekehrt. Doch zum Trainingsauftakt beim spanischen Fußballpokalsieger konnte der Superstar des FC Barcelona nicht dabei sein.
Der Argentinier musste gleich wieder in ein Flugzeug steigen; denn er hatte zunächst einmal Repräsentationspflichten zu erfüllen, die normalerweise zu den Aufgaben eines Clubchefs gehören. «Präsident Messi», wie man in der katalanischen Metropole witzelt, muss zusammen mit drei Teamkameraden nach Japan fliegen, um dort den Club bei der Präsentation des Sponsorenvertrags mit dem Internetkonzern Rakuten zu vertreten.
Der 30-Jährige wird auch in der neuen Saison mit dem Brasilianer Neymar und dem Uruguayer Luis Suárez eine Angriffsreihe bilden, um die Barça in der Fußballwelt beneidet wird. Dennoch ist der neue Coach Ernesto Valverde mit dem Trainingsbeginn ein Amt angetreten, das alles andere als leicht sein wird. Er muss eine Antwort auf die Frage finden: Wer wird dem «Tridente» (Dreizack) den Rücken frei halten?
Die vergangene Saison hatte gezeigt, dass das Team häufig im Mittelfeld auseinanderbricht, das jahrelang der stärkste Mannschaftsteil der Blauroten gewesen war. In der Meisterschaft reichte es nur zum zweiten Platz hinter dem Erzrivalen Real Madrid, in der Champions League war Barça bereits im Viertelfinale gegen Juventus Turin ohne Chance. Der Gewinn der Copa del Rey (Königspokal) war für die erfolgsverwöhnten Fans kaum mehr als ein Trostpreis.
Mit der Verpflichtung von zwei oder drei Topspielern wollte der Club, der jahrelang den Fußball in Europa dominiert hatte, die internationale Spitzenposition zurückerobern. Dabei nahm die Clubführung vor allem einen Spieler ins Visier: Marco Verratti.
Eine Verpflichtung des Italieners sollte den deprimierten Barça-Fans neuen Mut machen. Nach Ansicht der Cluboberen passt der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler von Paris Saint-Germain mit seiner ausgefeilten Technik sehr gut zum spielerischen Stil der Katalanen.
Die Sache hatte nur einen Haken: Die Franzosen wollen Verratti unter keinen Umständen hergeben – nicht einmal für eine Ablösesumme in einer Größenordnung von 80 Millionen Euro. «PSG will gar nicht erst verhandeln», beklagte der Barça-Clubchef Josep Maria Bartomeu. Ganz aufgeben will er die Hoffnung aber nicht. «Für uns ist die Sache erst einmal auf Eis gelegt», sagte Bartomeu.
Auf die insgesamt enttäuschende Saison 2016/2017 folgte für den FC Barcelona eine Serie von Rückschlägen auf dem Transfermarkt. Als mögliche B-Lösung kam der Brasilianer Paulinho ins Gespräch, der in China bei Guangzhou Evergrande unter Vertrag steht. Der 28-Jährige, der bei Tottenham Hotspur gescheitert war, würde gerne nach Barcelona wechseln, scheint aber in den Augen vieler Kommentatoren mit seiner körperbetonten und technisch wenig versierten Spielart nicht so recht zu Barça zu passen.
Neben dem Werben um Verratti blieb auch die angestrebte Verpflichtung des Rechtsverteidigers Héctor Bellerín vom FC Arsenal ohne Erfolg. Beim Ringen um den spanischen U21-Star Dani Ceballos von Betis Sevilla hatte Real Madrid die Nase vorn, weil Barça sich zu spät um den technisch brillanten Mittelfeldspieler bemühte.
«Der FC Barcelona ist so sehr von der Rolle, dass er in allen Bereichen hinterherhinkt oder ungeschickt agiert», konstatierte die Zeitung «El País». «Dem Verein bleibt nichts anderes übrig, als auf dem Spielfeld und hinter den Kulissen auf den Hoffnungsträger Messi zu setzen.» Das Blatt sieht in Barça einen «FC Messi».
Der neue Trainer Valverde, Nachfolger von Luis Enrique, muss zu Beginn seiner Amtszeit mit einem Kader arbeiten, der aufgrund ausgebliebener Neuverpflichtungen halbfertig wirkt. Die Spieler sind fast durchweg dieselben wie am Ende der Vorsaison. Dabei hat der Coach, der zuvor bei Athletic Bilbao unter Vertrag gestanden hatte und aufgrund seiner schmächtigen Statur «Txingurri» (Ameise auf Baskisch) genannt wird, hohe Ansprüche. «Ich will Barça noch größer machen als es bereits ist», kündigte er an.
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(dpa)