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FC Bayern gegen forsche Leipziger ungewohnt defensiv

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München – Eines haben die mutigen Vollgas-Fußballer aus Leipzig schon vor dem Bundesliga-Kracher beim FC Bayern um Platz eins in der Winterpause gewonnen: die ungewohnt große Anerkennung der Münchner.

Während aus dem Lager des 26-maligen deutschen Meisters ungewohnt milde Töne kommen, setzt der kesse Aufsteiger auch in der Heimstätte der ruhmreichen Bayern auf einen weiteren forschen und denkwürdigen Auftritt.

«Wir spielen nicht elfmal eins gegen eins, sondern einmal elf gegen elf», betonte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl. Seine Mannschaft werde mutig, mit einem klaren Plan und viel Selbstvertrauen antreten. «Ich möchte schon, dass dieser Gegner über die 110 Kilometer unterwegs sein muss und am nächsten Tag spürt, dass er gegen RB Leipzig gespielt hat.»

Nach den ersten 15 Spielen in der Bundesliga ist Leipzig punktgleich und damit tabellarisch auf Augenhöhe mit dem FC Bayern. Nur das bessere Torverhältnis spricht noch für den Titelverteidiger und gegen den Aufsteiger. «Sie sind Zweiter, sie spielen sehr gut, sie verdienen Respekt», sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge über die Leipziger. «Sie waren schon vom ersten Spieltag an auf einem sehr hohen Niveau. Wie gut sie es dann bestreiten, hat niemand erwartet. Für mich ist RB eine Mannschaft, der man gerne zuschaut», lobt sogar Bayerns Weltmeister Mats Hummels.

In der Regel sind es genau solche Spitzenspiele, vor denen der bayerische «Mia San Mia»-Kult noch einmal besonders strapaziert wird. Als Werder Bremen 2004 an den Bayern vorbeizog, tönte Präsident Uli Hoeneß vor dem direkten Duell: «Wir müssen Bremen richtig niedermachen.» Als der Rivale vier Jahre später 1899 Hoffenheim hieß und Ralf Rangnick noch Trainer jenes anderen Emporkömmlings war, hielt Hoeneß dem heutigen Sportdirektor von RB Leipzig öffentlich «Besserwisserei» vor.

Doch diesmal gibt es selbst vom gerade erst wieder inthronisierten Bayern-Präsidenten nur die Light-Version: «Mir wäre es schon recht, Weihnachten mit ein paar Punkten Vorsprung auf Leipzig feiern zu können und Ruhe unterm Tannenbaum zu haben», sagte der 64-Jährige im «Bayern-Magazin» zu diesem Topspiel am Mittwoch. Was er grundsätzlich von diesem durchaus umstrittenen Club hält? «Wer Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg akzeptiert, der darf auch mit RB Leipzig und Red Bull kein Problem haben.»

Natürlich ist den Münchnern nicht entgangen, dass der Bundesliga-Neuling in dieser Saison für genau das steht, was den Bayern in der Nach-Guardiola-Zeit abhanden gekommen zu sein scheint: für Tempo, Draufgängertum, Erfolgshunger und vor allem: für einen klaren Plan, der jedem Spieler in jeder Situation vermittelt, was er zu tun hat. Der maue Auftritt der Bayern in Darmstadt kam in weiten Teilen wie eine Antithese zum «Leipziger Starkstromfußball» («Frankfurter Allgemeine Zeitung») daher: bleiern, inspirationslos, träge. «Wie wir gerade in der ersten Halbzeit aufgetreten sind, war das nicht der FC Bayern», sagte auch Torwart Manuel Neuer.

Umgekehrt wissen natürlich auch die Leipziger, dass ein solches Topspiel für sie neu und für die Bayern Alltag ist. «Was die individuelle Qualität betrifft, kommt wahrscheinlich der beste Gegner auf uns zu, gegen den wir jemals gespielt haben», sagte Rangnick am Montag. «Wenn wir dort gewinnen wollen, brauchen wir eine Leistung am absoluten Leistungslimit. Ich trau‘ uns das aber zu», so der Sportdirektor: «Je mehr die Bayern gegen uns das Gefühl haben, sie spielen gegen alle elf von uns gleichzeitig, desto größer wird unsere Chance sein, tatsächlich etwas mitzunehmen.»

Philipp Lahm, Arjen Robben, Franck Ribery – diese geballte Erfahrung aus zusammengezählt 736 Bundesliga-, 283 Länderspielen und 18 deutschen Meistertiteln wurde in Darmstadt noch geschont und soll gegen Leipzig wieder einsatzbereit sein. Auf die Frage, was am Mittwoch für sein Team spreche, sagte Neuer deshalb auch: «Man kennt den FC Bayern. Jeder weiß, was wir für klasse Spieler haben.»

Und die Personallage beim FC Bayern verbessert sich für das Topspiel. Flügelspieler Arjen Robben konnte am Montag wieder am Mannschaftstraining des deutschen Meisters teilnehmen. Kapitän Philipp Lahm trainierte individuell im Leistungszentrum. Der Außenverteidiger soll nach Vereinsangaben aber am Dienstag beim Abschlusstraining wieder dabei sein.

Einer von ihnen wird gegen Leipzig allerdings nicht dabei sein: Weltmeister Jérôme Boateng muss nach Medieninformationen an der Schulter operiert werden und danach eine achtwöchige Pause einlegen.

Klar ist aber auch den couragierten Gästen, dass selbst ob des Ausfalls von Boateng die Bayern nur ein Ziel haben. «Der Gegner würde alles andere als einen Sieg im eigenen Stadion wahrscheinlich als Majestätsbeleidigung werten», meinte Hasenhüttl.

Fotocredits: Sebastian Willnow
(dpa)

(dpa)

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