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«Es fehlt das Flair»: Lob und Tadel für Winterspiele 2018

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Pyeongchang – Skisprung-Olympiasieger Andreas Wellinger hat vieles bei den Winterspielen in Pyeongchang aus der Vogelperspektive gesehen – und manches im Medaillenrausch übersehen.

«Es war alles ziemlich cool, alles gut organisiert», bilanzierte der 22-Jährige aus Ruhpolding, der nach Gold noch zweimal Silber gewann, vor seinem Abflug in die Heimat. Auch heftige Winde und Eiseskälte an der Schanze und die finalen Sprünge bis nach Mitternacht schmälerten sein Spiele-Fazit nicht: «Alles im grünen Bereich.»

Differenzierter fällt die Bilanz der ersten Winterspiele in Südkorea bei Hermann Weinbuch aus. Auch er lobt das Olympia der kurzen Wege, die sehr guten Wettkampfstätten, den zuverlässigen Transport und die perfekte Organisation. Und dennoch geht dem Bundestrainer der Nordischen Kombinierer etwas Entscheidendes ab: «Mir fehlt etwas das Flair. In Europa ist mehr Stimmung und Wissen um die Sportarten.»

Bei der WM vor einem Jahr im finnischen Lahti sei eine Stimmung und ein Mitfiebern gewesen, wie man es sich wünschte. «Mir ist zu wenig los. Es sollte ein Fest sein», meinte Weinbuch. «Hier kann ich nicht erkennen, dass die Bevölkerung mitfeiert. Das ist ein Teil der Olympischen Spiele, der mir in Pyeongchang zu kurz kommt.»

Ähnlich zwiespältig sieht es Eisschnellläufer Nico Ihle. «Alles läuft glatt, die Organisation ist gut, das Essen sehr sportlergerecht. Alles olympiawürdig», befand der Olympia-Vierte von 2014 aus Chemnitz. «Die Stimmung in der Stadt aber empfand ich 2010 in Vancouver doch noch ein Stück besser, da fieberten alle bei Olympia mit. Den Eindruck hat man hier im Ort nicht unbedingt.»

Besonders beeindruckend fand Ihle jedoch den täglichen Aufmarsch des Reinigungspersonals im olympischen Dorf: «Wenn unser Zimmer gereinigt wurden, kamen zehn Personen. Das war ein bisschen ungewöhnlich.»

Das Besondere hat dagegen der alpinen Abfahrtsläuferin Kira Weidle beim weltgrößten Sportfest gefehlt. «Es war eher wie ein Weltcup, wenig Olympia-Flair leider», befand die 21-Jährige vom SC Starnberg, die bei ihrer ersten Olympia-Abfahrt den 11. Platz erreichte. «Vielleicht war das auch gar nicht schlecht. So war die Anspannung nicht so groß und es ist gar nicht aufgefallen, dass es Olympia ist.»

Die Riesenslalom-Olympiasiegerin von 2010, Viktoria Rebensburg, fand für die Sportler «wirklich alles gut», auch wenn sie dreimal an einer Medaille vorbei rutschte. Ihr Alpindirektor Wolfgang Maier gab die Note «ziemlich gut» und fügte an: «Ich wüsste nicht, was ich den Koreanern negativ unterstellen sollte. Sie haben supergute Pisten gemacht.»

Richtig überwältigt war die Olympia-Zweite im Skeleton, Jaqueline Lölling, von ihren ersten Winterspielen. «Das war das Schönste, was ein Athlet erleben kann: Man kann sich nicht beschweren, es war eine geniale Zeit», sagte sie und lobte die gastfreundlichen Südkoreaner.

Biathlon Bundestrainer Mark Kirchner, der auf nun acht Olympische Winterspiele zurückblickt, urteilt ebenfalls positiv über die Tage in Pyeongchang: «Es waren eine der besseren Spiele.» Dennoch ist er nicht recht begeistert, dass in vier Jahren Peking der nächste Gastgeber sein wird. «Es müsste nicht unbedingt sein», meinte Kirchner. «Man sollte sich aber darüber so wenig wie möglich eine Rübe machen und versuchen, es geordnet und entspannt anzugehen.»

Während Eisschnelllauf-Dauerläuferin Claudia Pechstein grundsätzlich keinen Gefallen an Winterspielen in Asien («Nicht so mein Ding») findet, ist für Natalie Geisenberger Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Kulturen wichtig. «Es ist anders, aber das macht es auch aus. Für mich ist das kein Problem», sagte die Rodel-Olympiasiegerin.

Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)

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