Rouen – Für die deutschen Handballer geht es bei der WM in Frankreich heute Nachmittag in Rouen erstmals um sehr viel. «Es ist das erste Spiel mit diesem Endspiel-Charakter», sagt Bundestrainer Dagur Sigurdsson über das Duell mit den ebenfalls noch unbesiegten Kroaten.
Die DHB-Auswahl darf gegen die Mannschaft um Weltstar Domagoj Duvnjak nicht verlieren, wenn sie sich Reisestrapazen ersparen möchte. Allerdings hat das Nationalteam bei großen Turnieren bisher alles andere als gute Erfahrungen mit Kroatien gemacht.
ANGSTGEGNER
Bei noch keiner WM hat Deutschland gegen Kroatien gewonnen. «Seit meiner Geburt haben wir sie noch nie geschlagen bei einer Weltmeisterschaft», sagt DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Der 48-Jährige wurde im Februar 1968 geboren. Sigurdsson will das nun ändern. «Wir werden alles, was wir haben, in dieses Endspiel packen», kündigt er an.
ABWEHRSPEZIALIST
Mit der überraschenden Berufung von Kreisläufer Hendrik Pekeler hat Sigurdsson sich eine weitere Option für die Defensive in den Kader geholt. Und Pekeler und der restliche Abwehrblock werden gegen die starken Kroaten gleich gefordert sein. Dennoch warnt Sigurdsson vor zu hohen Erwartungen an den Europameister. Zwar wisse er, dass Pekeler hinten Stabilität geben könne. «Wir wissen aber auch, dass er nicht die Vorbereitung mit uns bestritten hat. Deswegen wird er nicht die zentrale Rolle spielen, die er spielen könnte», sagt der Coach.
ANSPORN
Duvnjak und seine Kollegen wollen nicht noch mal Zweiter werden. Nach drei Vize-Titeln bei den Europameisterschaften 2008 und 2010 sowie der WM 2009 hoffen die Kroaten dieses Jahr auf den Coup. «Diese Jungs werden bald die Welt dominieren», prophezeit die Zeitung «Vecernji List».
AUSGANGSLAGE UND REISESTRAPAZEN
Ein Unentschieden würde der DHB-Auswahl bereits reichen, um den ersten Platz der Gruppe C zu verteidigen, da sie die bessere Tordifferenz hat. Eine Niederlage würde dagegen den zweiten Platz bedeuten. Das wiederum hätte eine Reise ins rund 900 Kilometer von Rouen entfernte Montpellier zur Folge. Andererseits würde die K.o.-Runde für das Team in Paris starten.
GRADMESSER
Das Spiel gegen die Kroaten ist für Deutschland der erste echte Gradmesser bei der WM in Frankreich. In jedes der bisherigen vier Spiele war Sigurdssons Team als Favorit gegangen – das ändert sich nun. Zwar seien «gerade die Ungarn im ersten Spiel nicht zu unterschätzen gewesen», sagte Hanning. «Aber jetzt haben wir die erste richtige Prüfung.»
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(dpa)