Madrid – Nachdem Lionel Messi mit seinem 500. Tor für den FC Barcelona in letzter Sekunde den Clásico entschieden hatte, streckte er dem Heimpublikum mit steinerner Miene sein Trikot entgegen.
Mit dem späten Tor und der bemerkenswerten Jubelgeste krönte der fünfmalige Weltfußballer seine überragende Leistung beim 3:2 (1:1) gegen Real Madrid. «Lio ist der beste Spieler aller Zeiten. Er ist entscheidend, selbst wenn er zu Hause beim Abendessen sitzt», schwärmte Barças zum Saisonende scheidender Trainer Luis Enrique.
Schon in den 93 Minuten vor seinem Siegtreffer in der Nachspielzeit war Messi im Clásico der entscheidende Mann gewesen. Das 1:1 (33.) erzielte er selbst, auch danach prägte der Argentinier das Spiel der Gastgeber. Dank Messi verdrängte der Titelverteidiger um den deutschen Nationaltorwart Marc-André ter Stegen den Erzrivalen um Weltmeister Toni Kroos und Weltfußballer Cristiano Ronaldo am 33. Spieltag von der Tabellenspitze der Primera División und machte den Titelkampf wieder extrem spannend.
«Heiliger Messi», titelte die Zeitung «Sport». Messi habe bewiesen, «dass er Gott ist». «Mundo Deportivo» fasste die Stimmung mit einer Schlagzeile zusammen: «Ekstase!» Selbst die Madrider Fans, Medien und Profis mussten Messis Leistung anerkennen. Die Sportzeitung «AS» würdigte den 29-Jährigen als «das größte Spektakel der Welt». «Er hat wieder den Unterschied ausgemacht. Wir konnten ihn nie kontrollieren», räumte Real-Trainer Zinedine Zidane ein.
Dabei war der FC Barcelona nach dem deutlichen Aus im Viertelfinale der Champions League gegen Juventus Turin am Boden zerstört gewesen. Viele hatten auch in Katalonien vom «Ende einer Ära» gesprochen. Gegen Real, das in der Königsklasse den FC Bayern ausgeschaltet hatte, schien die Mannschaft im 174. Liga-Clásico chancenlos – zumal auch noch der gesperrte Neymar fehlte. Doch dann kam Messi.
Der Mann aus Rosario, so die Zeitung «La Vanguardia», holte sein Team «von den Toten zurück.» Zunächst glich er nach dem Führungstreffer der Hausherren durch Casemiro (28.) aus. Nach dem 1:2 durch Ivan Rakitic (73.) sah Sergio Ramos (77.) nach dem x-ten Foul an Messi die Rote Karte. In Unterzahl schafften die Schützlinge von Zidane durch James Rodríguez (86.) vor 82 000 Zuschauern im ausverkauften Bernabéu zwar noch den Ausgleich. Doch Messi nutzte nach Flanke von André Gomes die Chance zum Sieg per Linksschuss eiskalt (90.+3).
Es war Messis 500. Tor im 577. Pflichtspiel für die Blaugranas. Als erfolgreichster Clásico-Torschütze traf er 23 Mal, davon 14 Mal im Bernabéu. Die Torjägerliste der Primera División führt der Stürmer mit 31 Treffern unangefochten an. Ronaldo, der die Bayern praktisch im Alleingang aus der Champions League geschossen hatte, hat nur 19 Tore auf dem Konto. Der Portugiese blieb, wie auch Kroos, blass.
Nach dem 33. Spieltag sind Tabellenführer Barça und Real mit je 75 Zählern punktgleich, auch wenn die Königlichen noch ein Nachholspiel haben. «Jetzt dürfen die sich keinen Ausrutscher mehr leisten», sagte Barça-Spielmacher Andrés Iniesta. Real muss noch viermal auswärts antreten – darunter bei Europa-League-Halbfinalist Celta de Vigo, das die Madrilenen aus dem spanischen Pokal warf. Kein Wunder, dass Zidane auf eine Journalistenfrage nach dem Abpfiff stöhnte: «Ich fühle mich schlecht, natürlich fühle ich mich schlecht.»
Fotocredits: Juan Carlos Rojas
(dpa)