Pyeongchang – Nico Ihle streckte die Zunge heraus und winkte gequält ins Publikum. Doch schon ein paar Minuten nach seinem enttäuschenden achten Platz in der Olympia-Konkurrenz der Eisschnellläufer über 1000 Meter überraschte der Chemnitzer mit einer Kampfansage:
«So ein Ergebnis darf ich nicht auf mir sitzen lassen. Vielleicht muss ich doch in Peking 2022 noch einmal angreifen», sagte der 32-Jährige. Zuvor hatte er erklärt, er könne sich die nächsten Winterspiele «höchstens als Trainer an der Bande» vorstellen.
Der Chemnitzer EM-Dritte schlitterte erneut weit an dem erhofften Podestplatz in Pyeongchang vorbei und verpasste das angestrebte erste Edelmetall für deutsche Herren seit 16 Jahren deutlich. Mehr als sieben Zehntelsekunden fehlten dem EM-Dritten auf den Bronzerang.
«Das war ein Okay-Lauf, nichts Besonderes. Dazu war die zweite Runde zu schlecht», sagte Ihle. «Mein Ziel war ein anderes: Ich wollte hier die Medaille.» In 1:08,93 Minuten fehlte die ersehnte Steigerung. «Aber das Leben geht weiter. Ich lasse den Kopf nicht hängen. Es klingt blöd, dass man so was bei Olympia sagt: Jetzt will ich bei der Sprint-WM kommende Woche in China meine erste Medaille holen.» Zu seiner Gemütslage meinte er: «Ich muss das erstmal sacken lassen.»
Nun droht dem deutschen Team vor dem abschließenden Massenstart-Rennen mit Claudia Pechstein am Samstag ein noch schlechteres Abschneiden als vor vier Jahren in Sotschi, als erstmals nach 50 Jahren keine Olympia-Medaille erkämpft wurde. Damals hatte Ihle als Vierter über 1000 Meter für die beste deutsche Platzierung gesorgt. «Der Verband forderte von mir hier eine Medaille, aber davon habe ich mich nicht unter Druck setzen lassen. Ich bin froh, dass man mich in meinem Chemnitzer Umfeld hat allein trainieren lassen, sonst wäre ich vielleicht genau so durchgereicht worden wie die anderen», meinte der Recke mit den kräftigen Oberschenkeln.
Der Sachse, der ohne seinen Trainer Klaus Ebert nach Pyeongchang gereist war, und von Chefcoach Jan van Veen auf dem Eis betreut wurde, musste als erster der Favoriten vorlegen. Er setzte sich zwar an die Spitze der Konkurrenz, doch es war ihm schon im Zieldurchlauf klar, dass die Zeit nach dem achten Rang über 500 Meter erneut nicht für eine Medaille reichen würde.
Er wünscht sich nun auf dem Weg Richtung Peking ein stärkeres Trainingsgefüge – so wie bei der ausländischen Konkurrenz. «Ich bin gespannt, was mir der Verband anbieten wird», sagte Ihle.
Der Sieg ging in 1:07,95 Minuten an den Topfavoriten Kjeld Nuis, der zuvor schon die 1500 Meter im Gangneung Oval für sich entschieden hatte. Der Weltmeister holte damit das insgesamt achte Gold für die Niederländer bei diesen Spielen. Nach Eric Heiden (USA/1980) und Gaetan Boucher (Kanada/1984) ist der 28 Jahre alte Nuis der dritte Eisschnellläufer, der die 1000 und die 1500 Meter bei denselben Spielen gewann.
Silber erkämpfte Havard Lorentzen, der über 500 Meter das erste Olympia-Gold für Norwegen auf dieser Distanz seit 1948 geholt hatte, in 1:07,99 Minuten vor dem Südkoreaner Kim Tae Yun (1:08,22). Der 22-jährige Joel Dufter aus Inzell kam in 1:09,46 Minuten auf den 14. Platz und verfehlte die angestrebten Top Zehn. «Mehr war nicht drin. Ich hatte mir sehr gewünscht, schneller zu sein», sagte der Inzeller.
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(dpa)