Pyeongchang – Neues Rennen, neues Glück: Patrick Beckert lässt sich von Platz zehn über 5000 Meter nicht entmutigen und geht am Donnerstag voller Hoffnung auf die zehn Kilometer der Eisschnellläufer im Gangneung Oval.
«Das ist ein völlig anderes Rennen. Bei den 10.000 Metern tut einem alles weh, erst die Beine, dann der Kopf, dann der ganze Körper», erklärte der Erfurter. Das Los meinte es allerdings nicht gut mit ihm: Im letzten Duell trifft er wieder auf den schier unschlagbaren Niederländer Sven Kramer, der ihm schon über 5000 Meter schnell weggelaufen war und am Ende seinen vierten Olympiasieg feierte.
Er werde bis «zur Kotzgrenze gehen, auch wenn ich mich nach dem Rennen noch nie übergeben habe», meinte Beckert mit Blick auf die ganz schweren reichlich 13 Minuten. «Doch wie fit ich wirklich bin, wird man erst im Wettkampf sehen.»
Aufmunterung bekommt er von Nico Ihle, der am Montag als letzter Eisschnellläufer in der Olympia-Stadt eintraf und sein Partner in der Männer-WG ist. «Er muss die Medaille machen. Ruhig bleiben, nicht überdrehen, dann klappt es», sagte Ihle am Mittwoch. Seit den Spielen 2010 in Vancouver teilen die beiden immer ein Zimmer. Nach dem Gewinn ihrer Medaillen bei der WM im Vorjahr an gleicher Stelle interviewten sie sich auf dem Balkon ihres Hotels gegenseitig und stellten die spaßigsten Passagen in Youtube ein.
Für solche Abwechslungen ist der sonst sehr ruhige Beckert dankbar. In der Vorbereitung verzichtet der 27-Jährige auf eine Trainingsgruppe, geht seit Jahren seinen eigenen Weg abseits der Auswahl von Cheftrainer Jan van Veen. Allein sein Bruder Pedro ist auf den ewigen Runden auf dem Erfurter Eis sein Wegbegleiter.
Der eigenwillige Kampf gegen die Uhr hat sich im Vorjahr bezahlt gemacht, als Beckert bei der WM auf seiner Spezialstrecke Bronze gewann. Ein ähnliches Kunststück käme im Gangneung Oval einer Überraschung gleich, denn in Kramer, dem Sotschi-Olympiasieger Jorrit Bergsma und Weltrekordler Ted-Jan Bloemen aus Kanada gehen drei Eis-Recken favorisiert in die Entscheidung auf dem längsten Kanten.
«Ich habe ein paar Jahre nur auf diesen Tag X hingearbeitet. Jetzt möchte ich mich dafür belohnen», gab Beckert als Devise aus. Ein Jahr nach Sotschi, wo er mit Platz sechs das Eis verließ, entschied er sich für den nächsten Schritt und ging ohne Förderung des Bundes ins Privatteam von Eiskönigin Ireen Wüst in die Niederlande. Doch schon ein weiteres Jahr später zog es ihn zurück in die Heimat. Im Kanadier Gabriel Girard hat er einen Betreuer gefunden, der ihn motiviert, auch wenn Girard nicht immer in Thüringen präsent sein kann.
Deutschlands zweite Hoffnung ist Moritz Geisreiter. Der Inzeller war nach Platz zwölf über 5000 Meter zerknirscht, hatte er sich doch weit mehr ausgerechnet. «Ich gehe jetzt nicht negativ vorbestückt ins Rennen. Ich will jetzt zeigen, was ich eigentlich schon über 5000 Meter zeigen wollte», meinte der Zwei-Meter-Mann. Vorfreude empfindet er aber nicht. «Auf etwas, das so weh tut, kann ich mich nicht freuen. Aber Anspannung ist da», sagte der 30-Jährige, der auf Vancouver-Olympiasieger Lee Seung Hoon aus Südkorea trifft.
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(dpa)