Olympia

Ein Exot aus Köln ist Palästinas einziger Olympia-Reiter

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Köln/Rio de Janeiro (dpa) – Ein einziger Dressurreiter ist beim Weltverband FEI für Palästina angemeldet – und der kommt aus Köln und reitet bei den Sommerspielen. Christian Zimmermann ist in Rio de Janeiro ein Exot. Sein Start gehört zu den Kuriositäten Olympias.

Aber «eine Schnapsidee war das sicher nicht», darauf legt der 54-Jährige Wert. «Es war ein ziemlicher Prozess», beschreibt Zimmermann seine Wandlung zum reitenden Palästinenser. «Das war eine schwerwiegende Entscheidung, gerade als Deutscher.» Palästina wird zwar vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt, aber nicht von seinem Geburtsland. «Ich habe und behalte den deutschen Pass», sagt der Reiter: «Die Behörden haben mir erklärt, dass Palästina für sie keine Relevanz hat.»

Zimmermanns Vorgeschichte klingt nicht nur ungewöhnlich, sie ist es auch. Vor knapp zehn Jahren hatte der Unternehmer nach langer Pause wieder mit dem Reiten begonnen. Aus Palästina stammende Freunde fragten ihn, ob er sich einen Länderwechsel vorstellen könne. Er konnte. Seit 2013 wird er bei der FEI als Palästinenser geführt. Für die israelischen Behörden übrigens auch, wie Zimmermann inzwischen weiß. Aber das ist eine andere Geschichte.

Er habe die Konsequenzen «eines so weitreichenden Entschlusses» gedanklich durchgespielt, erklärt Zimmermann: «Sportlich, persönlich, politisch. Ganz pragmatisch bedeutete der Wechsel allerdings auch mehr Freiheit.» Also die Möglichkeit, bei Olympia zu starten.

Dank der Quotenregelung von IOC und FEI für bestimmte Regionen erhielt er ein Rio-Ticket. Als Deutscher wäre das für ihn unmöglich gewesen: Die Prozentzahlen, die Zimmermann bisher mit seinem Rio-Pferd Aramis erzielt hat, würden bei einer deutschen Meisterschaft unweigerlich den letzten Platz bedeuten.

Zimmermann ist Hobbyreiter auf gehobenen Niveau. In erster Linie ist er Unternehmer. Seine Agentur beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit rund 700 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 136 Millionen Euro (2013/2014). Die Trainingsstunden muss Zimmermann in seinen dicht getakteten Terminplan einbauen.

Seit Sonntagabend ist er in Rio und lebt seinen olympischen Traum. «Eine Olympia-Teilnahme ist immer noch das Nonplusultra, trotz aller negativen Aspekte, die wir in diesen Tagen sehen», sagt Zimmermann. Seine ersten Eindrücke klingen überwiegend begeistert.

«Wenn auch die Infrastruktur sehr fortgeschritten und fast fertiggestellt ist, scheint der Organisationsgrad für die Logistik aller Beteiligten noch verbesserungsfähig», berichtet der reitende Unternehmer. «Auffällig ist allerdings das Bemühen aller Vertreter des IOC, für jede erdenkliche Hilfestellung sehr freundlich zur Verfügung zu stehen.»

Zimmermann hat ein Zimmer im olympischen Dorf und eine Unterbringung für sein kleines Team in der Nähe der Reitanlage. Pferdesport ist aufwendig. Außer dem Reiter und seinem finnischen Trainer Henri Ruoste gehören ein Veterinär und eine Pflegerin zu «unserer kleinen Reisegruppe».

Und sportlich? Unter die besten 50 will Zimmermann kommen, der unter seinem Geburtsnamen Brühe bei der WM vor zwei Jahren auf Rang 68 gekommen war. «Ich bin relativ nervenstark», sagt er. Der Respekt ist freilich nicht zu überhören: «Man wird sehen, bei Olympia ist das dann doch etwas Anderes.»

Fotocredits: Guido Kirchner

(dpa)