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EHC München vor neuer Eishockey-Dynastie

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München – Bevor sich Eishockey-Champion Steve Pinizzotto stilecht mit Zigarre und Bierflasche in eine lange Partywoche verabschiedete, schickte der Münchner eine Ansage in die Welt.

«Vom Gewinnen kriegt man nie genug!», tönte der US-Profi berauscht vom beeindruckenden und für die Konkurrenz wieder beängstigenden Meistertitel mit dem EHC Red Bull München. Und auch nach dem zweiten Jubeljahr in der Deutschen Eishockey Liga ist ein Ende der Dominanz der Truppe von Rekordcoach Don Jackson nicht in Sicht. Eine Ära, gar eine langjährige Münchner DEL-Dynastie «ist natürlich das Ziel», sagte Verteidiger Matt Smaby.

An Meisterpartys jedenfalls könnten sich die Kufencracks gewöhnen. Bierduschen auf dem Eis, wildes Rumgetolle im goldenen Konfetti, Selfies mit dem silbernen Meisterpokal, mit ihren Frauen, Freunden und Kindern, Freudentränen und allerorts breites Grinsen – ihre erneute Machtdemonstration feierten die Münchner standesgemäß. Als am frühen Dienstagmorgen die komplette Mannschaft am Tresen eines Münchner Szenelokals oberkörperfrei ihren Coup begoss, dachte freilich noch niemand an die neue Saison oder gar die nächsten Jahre als Favorit.

Manager Charly Fliegauf vom unterlegenen Final-Kontrahenten Grizzlys Wolfsburg hatte dagegen schon mal einen Ausblick gewagt. «Der Weg wird nur über München gehen», prognostizierte er. Ob dem EHC eine Ära gelingen könne wie zuletzt den Eisbären Berlin mit sieben Titeln zwischen 2005 und 2013? «Ja, ich denke schon», sagte Fliegauf.

Die Rahmenbedingungen passen in München, wo sich Eishockey neben dem übermächtigen Fußball eine Nische suchen musste. Der Brause-Gigant Red Bull sorgt für den höchsten Etat in der Liga, dieser wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass der beste Trainer der DEL und einige der besten Spieler an der Isar aufs Eis gehen.

Und ein derart luxuriöser Kader sorgt dann für Playoffs, in denen München alle überragt. Wie schon in der Vorsaison verlor die Jackson-Truppe nur zwei von insgesamt 14 Partien, steht also in zwei Saisons bei einer beeindruckenden 24:4-Bilanz in der K.o.-Phase.

«Ganz ehrlich, ohne die Gegner gering zu schätzen: Aber wir sind locker durchmarschiert», sagte Stürmer Mads Christensen und meinte, noch nie in einem so dominanten Team gespielt zu haben. Das will was heißen, gehörte der Däne doch von 2011 bis 2013 dreimal zur Berliner Meistermannschaft um Headcoach Jackson. «Mit den Eisbären habe ich nicht so einfach gewonnen», erinnerte sich Christensen.

Dass just Trainer Jackson der Schlüssel zum Erfolg ist, darüber sind sich alle Spieler einig. Auf die Frage nach einer möglichen Ära antwortete Nationalspieler Yannic Seidenberg: «Den Don haben wir ja hier, dann kann nichts mehr schief gehen.» Nach fünf Erfolgen mit Berlin und zwei nun in München steht der US-Coach als Rekordhalter schon bei sieben DEL-Meistertiteln. Bei Red Bull hat Jackson noch ein Jahr Vertrag. «Er liebt jeden Spieler», berichtete Verteidiger Konrad Abeltshauser. «Er klopft einem auf die Schulter. Jeder fühlt sich bestärkt in dem, was er macht. Da kann man befreit aufspielen.»

Der oberbayerische Hüne hatte in einem von Stars und Nationalspielern gespickten Ensemble noch einmal herausgeragt. Am Ostermontag war er vom Meistertitel sichtlich ergriffen, hatte er doch im Vorjahr die Finals noch verletzt verpasst. «Das Kapitel deutsche Meisterschaft hat man nicht abschließen können, ohne dass man selber im Finale gespielt hat», berichtete der 1,95-Meter-Profi mit feuchten Augen.

Auch Torhüter Danny Aus den Birken erlebte nach etlichen Jahren ein Happy End mit der ersten Meisterschaft als Stammgoalie. Ihn hob Coach Jackson hervor und war «sehr, sehr happy» für den 32-Jährigen.

Welcher Spieler den Verein verlassen wird und wer den Titel-Hattrick angeht, das ist noch nicht klar. Womöglich gibt es bei der Fan-Party zum Saisonabschluss am Samstag Neues zu vermelden. Kapitän Michael Wolf deutete schon den Verbleib an. «Ich denke, dass es gut aussieht, dass ich noch ein Jahr dranhänge», sagte der Routinier. Auch das ist für die DEL-Konkurrenz kein gutes Zeichen für die Zukunft.

Fotocredits: Matthias Balk
(dpa)

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