Paris – Nach der rauschhaften Gala gegen den FC Barcelona genoss Julian Draxler an der Seite seines Teamkollegen Kevin Trapp den Jubel der Pariser Fans. «Le Figaro» geriet bei der Vorstellung Draxlers im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League richtig ins Schwärmen.
«Alles was er macht, ist überlegt, gepflegt und elegant. Wenn er den Ball berührt, passiert immer etwas», lobte die Zeitung den Deutschen, der beim 4:0 von Paris Saint-Germain gegen Barça das zweite Tor mit einem trockenen Schuss erzielte. «Wie in einem Traum», titulierte «Le Parisien» den beeindruckenden Erfolg.
«Das war wirklich eine unglaubliche Nacht für uns», fasste Weltmeister Draxler bei Sky die Lehrstunde der Franzosen für den überforderten fünfmaligen Champions-League-Gewinner am Dienstagabend zusammen. Für den 23-Jährigen war es das erste Spiel in der Königsklasse für PSG. Und wie schon bei seinem Pokal- und Liga-Debüt für die Franzosen konnte er sich in die Torschützenliste eintragen. «Es war eine nahezu perfekte Nacht für uns», ergänzte der offensive Mittelfeldspieler, der an Weihnachten für mindestens 42 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg an die Seine gewechselt war.
«Es war ein perfekter Tag, es hätte nicht besser sein können», meinte Doppeltorschütze Ángel Di María nach dem denkwürdigen Duell an seinem 29. Geburtstag. Sein argentinischer Landsmann Edinson Cavani machte in einer rasanten Partie das Debakel für die Spanier um den machtlosen Torwart Marc-André ter Stegen schließlich perfekt.
«Es ist schwer zu erklären, in diesem Wettbewerb darf man sich aber keine Fehler erlauben», erläuterte Barcelonas wirkungsloser Dirigent Andrés Iniesta. Kühl und präzise nutzten die Pariser die Schwächen ihres Kontrahenten aus und zeigten sich vor allem in den Zweikämpfen bestimmend. «Wir hatten einen schlimmen Tag», räumte Iniesta ein. «Wir haben aber schon mehrmals bewiesen, wie man stark zurückkommen kann. Es wird hart, wir haben aber eine Chance.»
PSG hat beste Aussichten, sich für die Viertelfinal-Pleiten gegen Lionel Messi & Co. von 2013 und 2015 zu revanchieren. Ein wichtiger Baustein ist der spanische Trainer Unai Emery, der seine Mannschaft bestens auf den FC Barcelona einstellte und in seinem 24. Spiel gegen die Katalanen den zweiten Sieg feiern durfte.
Stolz war Emery, vor den Qualitäten des wütenden Kontrahenten ist er aber gewarnt. «Es sind immer noch 90 Minuten zu spielen, und wir wissen, dass wir dort leiden werden», mahnte der Pariser Coach, der im Tor Trapp den Vorzug vor Alphonse Areola gab. «4:0 ist ein super, super Ergebnis, wir sind aber gewarnt», sagte Draxler. «Im Camp Nou sind schon andere Dinge passiert. Wir sind noch nicht durch.»
Barça-Coach Luis Enrique war nach der höchsten Europapokal-Pleite seiner Mannschaft seit dem 0:4 beim FC Bayern im Halbfinale 2013 restlos bedient. «Wir hätten uns auch auf den Kopf stellen können, und es hätte nichts geändert», zürnte der 46-Jährige. An ein Fußball-Wunder im Rückspiel am 8. März glaubt Enrique dennoch. «Warum sollten wir nicht davon träumen, dass wir es schaffen können?»
Fotocredits: Michel Euler
(dpa)