Olympia

DOSB-Chef Hörmann: «Start nicht so, wie gewünscht»

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Rio de Janeiro – Nach dem dritten Tag bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro geht für die deutschen Athleten das Warten auf das erste Edelmetall warten.

Verbands-Präsident Alfons Hörmann spricht im Interview der Nachrichtenagentur dpa über den verpatzten Start, die Wettbewerbsfähigkeit in verschiedenen Sportarten und kündigt neue Weichenstellungen an.

Es ist der schlechteste Olympia-Start seit der Wiedervereinigung. Wie bewerten Sie das?

Alfons Hörmann:Da müssen wir klar sagen, der Start ist nicht so wie wir uns das gewünscht haben, alles andere wäre schöngeredet. Bei aller Bedeutung oder Nicht-Bedeutung von Medaillen hätten wir natürlich gerne die ein oder andere Erfolgsmeldung mal im Team ausgetauscht. Bleibt nur die Hoffnung auf die kommenden Tage, da möchte ich uns allen raten, Geduld aufzubringen. Solche Dinge können sich im Sport manchmal schnell verändern. Aber es bestätigt sich durchaus das, was ich vor den Wettkampftagen gesagt habe: Es wird verdammt schwer. Ich bin weit zurückhaltender in euphorischen und optimistischen Prognosen wie manch anderer. Im Sinne der selbstkritischen Analyse muss man feststellen: Wir haben im Weltsport ein Niveau, das wir in zahlreichen Verbänden nicht mehr vollumfänglich mitgehen können.

Es gab im Vorfeld viele Diskussionen um Zika, Sicherheit und Doping. Glauben Sie, das hatte Einfluss auf die Athleten?

Hörmann:Also ich glaube nicht. Aus den Gesprächen, die ich mit Athletinnen und Athleten geführt habe, war klar und deutlich erkennbar, dass die Athleten hierher kommen, um ihr Ding zu machen. Natürlich kann sich keiner vollkommen freimachen, aber ich glaube, da wäre es jetzt zu einfach um nicht zu sagen zu billig, Ausreden dieser Art zu suchen. Jeder muss am Tag X eben seine Leistung abrufen – und das gelingt eben im einen oder anderen Fall besser oder mal weniger gut. Jetzt heißt es: darauf konzentrieren und Top-Leistungen erzeugen.

Sie habe gerade gesagt, dass einzelne Verbände nicht mehr mithalten können. Wie kann sich das ändern? Was würden sie sich für die Zukunft wünschen?

Hörmann:Nicht ohne Grund haben wir ja vor zwei Jahren begonnen mit dem Thema Leistungssportreform. Ich habe damals schon klar und deutlich gesagt: Ein einfaches «Weiter so» wird nicht ausreichen. Wer die Augen nicht verschließt und wer sich selbstkritisch mit der Gesamtsituation des deutschen Spitzensports beschäftigt, der kann erkennen, dass wir in einigen Sportarten schlichtweg nicht mehr in dem Maß konkurrenzfähig sind, wie es notwendig wäre. Das kann und darf kein Dauerzustand sein. Die Medaillenbilanz, die Erfolgsbilanz – ich sage auch bewusst über die reinen Medaillen hinaus – ist in zahlreichen Sportarten nicht so, wie wir es uns vorstellen. Und deshalb gilt es nun, die entsprechenden Weichen neu zu stellen. Unter anderem wollen wir das über zahlreiche Anpassungen im Sportsystem tun. Und ich denke, das Ergebnis von Rio wird uns noch mal eindrucksvoll vor Augen führen, dass es höchste Zeit ist, die Dinge anzugehen und nicht weiter nur drüber zu reden.

Welche Sportarten haben Sie da vor allem im Blick?

Hörmann:Da möchte ich jetzt zu Beginn der Spiele noch gar keine benennen. Aber man muss sich ja nur die Qualifikations- und Nominierungslisten ansehen, da ist ja schon vieles daraus abzulesen. Welche Sportart ist mit wie vielen Teilnehmern hier vertreten? Und der zweite Teil wird dann natürlich sein: Wie schneiden dann die verschiedenen Sportarten hier ab? Und ich denke, dann kann am Ende der Spiele fast jeder selbst analysieren. Jetzt schauen wir uns einfach mal an, wie es während der Spiele läuft. Und ich bin da wirklich auch ganz offen und sage, manchmal hat sich in den letzten Tagen von Großsportwettbewerben noch viel korrigiert in beide Richtungen. Manchmal hat man einen tollen Start, und es kommt dann in der zweiten Hälfte nichts mehr. Ich habe viele Weltmeisterschaften erlebt, bei denen es genau umgekehrt gelaufen ist. Warten wir ab, aber unterm Strich befürchte ich, dass wir einfach dieses Mal nochmals eindrucksvoll sehen werden, wohin sich der Weltsport entwickelt.

ZUR PERSON: Alfons Hörmann (55) ist seit Dezember 2013 DOSB-Präsident. Er war davor acht Jahre lang Chef des Deutschen Skiverbandes.

Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)

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