Dortmund – Indiz für eine Kapitulation oder reines Missverständnis? Die kryptischen Aussagen von Lucien Favre nach dem 0:1 im Ligagipfel gegen den FC Bayern, «in ein paar Wochen sprechen» zu wollen, haben Borussia Dortmund eine unliebsame Trainerdiskussion beschert – mal wieder.
Erinnerungen an Jürgen Klopp, die zum fünften Jahrestag seines Weggangs vom Revierclub wieder aufleben, passen ins derzeitige Stimmungsbild. Egal ob Thomas Tuchel, Peter Bosz, Peter Stöger oder nun Favre – keiner seiner Nachfolger erreichte bei den Fans einen ähnlichen Kultstatus. «Echte Liebe» gab es beim BVB nur unter Klopp.
Auch fünf Jahre nach seinem Abschied liegt der Schatten des derzeitigen Liverpool-Trainers noch immer über der Revierstadt. Schließlich hatte er den noch 2005 von der Insolvenz bedrohten Club in seiner siebenjährigen Amtszeit zu einem unverhofften Höhenflug verholfen. Zwei Meistertitel (2011/2012), ein Pokalsieg (2012) und der Einzug in das Champions-League-Finale 2013 bezeugen die erfolgreiche Arbeit. Beim Blick zurück wird Klopp noch immer sentimental. «Es war ein traumhafter Lebensabschnitt. Ich weiß nicht, ob man den toppen kann», schrieb er in der unlängst veröffentlichten Biografie von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Der Traum von einer abschließenden umjubelten LKW-Fahrt über die Dortmunder Kultstätte Borsigplatz blieb Klopp nach seinem letzten Spiel auf der BVB-Bank jedoch verwehrt. Das 1:3 im Pokalfinale am 30. Mai 2015 gegen Wolfsburg brachte ihn um ein rauschendes Abschiedsfest. Und doch überwogen bei allen Beteiligten auch an diesem Abend die positiven Erinnerungen an ein Fußball-Märchen. Als der Coach seine Spieler in der Kabine des Berliner Olympiastadions ein letztes Mal in die Arme schloss, kämpfte er mit den Tränen. «Das tat extrem weh. Da habe ich gemerkt, wie schwer es fällt loszulassen. Es waren sieben wunder-, wunder-, wunderschöne Jahre.»
Mit dem von ihm selbst ausgerufenen «Vollgas-Fußball» und coolen Sprüchen eroberte der vom FSV Mainz verpflichtete und von BVB-Sportdirektor Michael Zorc als «Menschenfänger» bezeichnete Fußball-Lehrer die Herzen der Dortmund-Fans im Sturm. Die minutenlangen Ovationen von den Stadionrängen für ihren Liebling nach dem 3:2 über Bremen im letzten Klopp-Heimspiel in Dortmund waren Ausdruck einer Symbiose zwischen Fans, Verein und Trainer, die in der Bundesliga selten ist.
Selbst die wiederholten Wutausbrüche von Klopp an der Seitenlinie, die ihm insgesamt rund 60.000 Euro Strafe einbrachten, kosteten nur wenig Popularität. Auch jenseits von Dortmund waren seine Verdienste unumstritten. «Er war das Gesicht des BVB», befand Bundestrainer Joachim Löw. Ähnlich respektvoll fiel das Urteil des einstigen Münchner Kulttrainers Jupp Heynckes aus: «Klopp hat Borussia zu einer Marke gemacht.»
Watzke nutzt noch heute jede Gelegenheit zum Loblied auf den einstigen Trainer – nicht nur wegen der langen gemeinsamen Skat-Abende. «So ein Verhältnis, wie ich es mit Jürgen über sieben Jahre hatte, hat es vorher nicht gegeben. Und so ein Verhältnis wird es wahrscheinlich auch nie wieder geben. Das war schon fast ein Unikat», schwärmte der BVB-Chef. Sein Geständnis vor wenigen Monaten, sich noch vor der Verpflichtung von Favre um eine Rückkehr von Klopp zum Revierclub bemüht zu haben, überraschte deshalb nicht wirklich.
Auch viele BVB-Fans sehnen insgeheim die Rückkehr des einstigen Heilsbringers herbei. Doch der steht dieser Idee eher skeptisch gegenüber: «Als Retter in der Not, wenn der Verein wirklich meine Hilfe braucht – warum sollte ich das nicht machen? Aber ich halte es nicht für wahrscheinlich. Eine so große Sache wie in Dortmund einfach nur aufwärmen, das möchte ich nicht. Es muss immer etwas Neues kommen.»
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(dpa)