Rio de Janeiro – Sie bilden die «Tokio-Truppe der Youngster» des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Bei den Rio-Spielen haben die DLV-Talente ihre Bewährungsprobe, bis zu den Sommerspielen 2020 in Tokio könnten sie olympische Medaillenanwärter werden.
Gina Lückenkemper, Christin Hussong, Max Heß oder Johannes Vetter sind einige der Hoffnungsträger der Zukunft. Und es gibt mehr: Fast ein Viertel der Athleten des Olympia-Team ist maximal 23 Jahre alt.
«Für mich ist es erst einmal cool, dabei zu sein», meinte 19-jährige Sprinterin Lückenkemper, die bei der EM in Amsterdam Dritte über 200 Meter wurde. Selbstbewusst fügt sie an: «Ich gehöre ja zu den weltbesten Athleten, sonst wäre ich ja nicht bei Olympia.» Angst, dass sie im Vorlauf nicht schnell genug ins Ziel kommt und ausscheidet, hatte die Dortmunderin nicht: «Das gehört zum Lernprozess dazu. Klar will ich weiterkommen, klar wäre es ärgerlich, wenn es nicht reicht.» In Rio flitzte sie über 200 Meter ebenso wie ihre junge Mitstreiterin Lisa Mayer (20) locker ins Halbfinale.
1500-Meter-Läuferin Konstanze Klosterhalfter hat schon in Rio erleben müssen, dass es in der olympischen Welt recht flott zugeht. «Es ist nicht so gelaufen, wie ich es mir erhofft habe», sagte die Leverkusenerin, die Jüngste im DLV-Team. «Ich habe zuviel gedacht. Am Ende war es zu schnell.»
Nicht weit genug sprang bei seiner Olympia-Premiere Max Heß. Der Dreisprung-Europameister aus Chemnitz kam in der Qualifikation nur auf 16,56 Meter und verpasste das Finale. Bei der EM Anfang Juli hatte der 20-Jährige den Titel mit 17,20 Metern gewonnen – nun zahlte er Lehrgeld. «Man hat heute zum ersten Mal gespürt, dass es etwas anderes ist als eine EM oder WM, dass ein bisschen mehr dahintersteckt», gab Heß zu.
«Unbeschwertheit ist auch ein Erfolgsfaktor», meinte Chefbundestrainer Idriss Gonschinska. «Natürlich gehört in die Entwicklung von Athleten in die internationale Spitze ein Auf und Ab.» Linearität würde man sich wünschen, «doch die gibt es im Sport nicht».
Dass so viele junge Athleten mit Perspektive im Rio-Aufgebot sind, ist das Ergebnis einer umfangreichen Talentförderung im DLV, die seit dem Olympia-Debakel 2008 in Peking mit nur einem Bronze-Gewinn angekurbelt wurde. «Als zentrale Faktoren für die gute Entwicklung dieser Athleten ist die Erweiterung unserer hauptberuflichen Trainerressourcen zu betrachten», erklärte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. Die stetige Neuformierung der DLV-Nationalmannschaft zu Beginn eines jeden Olympia-Zyklus werde zudem konsequent über gemeinsame Wettkampf- und Trainingslagermaßnahmen eingeleitet.
Zudem weiß die nachrückende Generation der Leichtathleten, was sie will. «Ich kenne meine Ziele», sagte Weitspringerin Alexandra Wester (22). Bei der Hallen-WM sprang sie schon auf Platz sechs. «Für mich ist jede Trainingseinheit mein Highlight. Für mich gibt es das gar nicht: Heute habe ich gar keinen Bock auf Training…», betonte sie.
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(dpa)