Rio de Janeiro (dpa) – Früher war alles besser, heißt es gerne. In der Sociedade Germania, dem Deutschen Club in Rio de Janeiro, hängt ein altes Schwarz-Weiß-Foto vom 8. Mai 1925. Viele Männer in hellen und dunklen Anzügen, etwas schüchtern in der Mitte Albert Einstein.
Margret Möller, 25 Jahre lang Leiterin der Deutschen Schule, ist als Präsidentin drei- bis viermal die Woche im Club. Ihre Eltern wanderten aus der Region Hamburg nach Brasilien aus, sie wurde 1941 hier geboren. «Wir haben zu kämpfen», sagt sie, es fehlt der Zulauf.
Wo früher Kauf- und Seeleute einen Ort fanden, um Deutsch zu sprechen, um das Neueste aus der Heimat zu erfahren, ist das Interesse in Zeiten von Internet und mehr Individualität stark zurückgegangen. «Gerade junge Leute gehen lieber zum Strand, es gibt nicht mehr den festen Treffpunkt», sagt die Präsidentin.
44 Angestellte arbeiten in der riesigen Anlage, der Tagesbetrieb kostet 5000 Reais (1380 Euro). Es gibt nur noch 200 statt einst 600 Mitglieder. Für 6800 Reais (1880 Euro) kann eine Familie einen Anteil kaufen, von 500 sind 250 unbesetzt, hinzu kommen 440 Reais (120 Euro) im Monat – damit kann man Schwimmbad, Sauna etc. nutzen, hinzu kommen Rabatte auf Speisen und Getränke. Das Deutsche hat stark nachgelassen, 90 Prozent der Mitglieder sind Brasilianer.
Der 1821 gegründete Deutsche Club ist nach eigenen Angaben der älteste Auslandsclub in Brasilien. Nach mehreren Umzügen ist er seit 1971 auf einer 30 000 Quadratmeter großen Fläche im Stadtteil Gavea beheimatet, mit großen Swimmingpool, Sauna, vier Kegelbahnen und einem Privatwald.
Es gibt Jazz-Abende, zudem tagt hier die Rio-Variante der Schlaraffia, der weltweit verbreiteten deutschsprachigen Vereinigung zur Pflege von Brauchtum, Gesang, Dichtkunst und Humor. Möller versucht, über Vermietungen für Feste mehr einzunehmen, um den Club am Leben zu halten. Aber in der aktuellen Rezession wird auch das weniger.
Um das finanzielle Loch zu stopfen, öffnet sie für Nicht-Mitglieder die Pforten, versucht junge Familien anzulocken, die sonntags das Grillfest am Pool genießen. Die große Hoffnung war: eine Vermietung während Olympia. Deutschland, Katar, Saudi-Arabien und Ungarn zeigten Interesse, entschieden sich aber für Zentren an anderen Orten. Möller ist aber keine, die aufgibt, die sich für den Club aufopfert. «Es hilft ja nichts, die alten Zeiten kommen nicht wieder», meint sie.
Fotocredits: Georg Ismar