Montpellier – Abschied vom verregneten Lille, ab in den warmen Süden nach Montpellier – für die deutschen Fußball-Frauen steht heute die nächste Etappe bei der WM in Frankreich auf dem Programm.
Nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel hat sich das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eine hervorragende Ausgangsposition für das weitere Turnier verschafft. Doch spielerisch gibt es noch deutliches Steigerungspotenzial, wie beim 1:0 gegen Spanien deutlich wurde.
Voss-Tecklenburg nahm ihre Mannschaft in die Pflicht. «Wir lassen nicht nach», sagte sie und fügte mit Blick auf das letzte Gruppenspiel am Montag in Montpellier (18 Uhr) an: «Wir werden Südafrika in keinster Weise unterschätzen.» Es gehört allerdings zum Geschäft, den Gegner ein bisschen stärker zu reden, als er ist. Auch wenn sich WM-Neuling Südafrika bei seinem Turniereinstieg gegen Spanien (1:3) wacker schlug, sollte der 49. der Weltrangliste die auf Platz zwei geführte deutsche Auswahl nicht in Verlegenheit bringen.
«Natürlich wollen wir auch besser Fußball spielen», sagte die Bundestrainerin. Dazu wolle man «an zwei, drei Stellschrauben» drehen. Die Aktionen mit dem Ball, die Staffelung der Mannschaftsteile und die Kommunikation auf dem Feld waren die größten Schwachpunkte.
Gegen starke Spanierinnen hatte die deutsche Elf vor allem im ersten Durchgang Probleme. «Wir waren recht weit auseinander, haben es nicht geschafft, die Kompaktheit zu halten. So sind wir gerade in den ersten Minuten total in die Bredouille gekommen», bemängelte Kapitänin Alexandra Popp. Die Abstände hätten schon gegen China nicht gepasst, sagte sie. «Da muss einfach die Kommunikation zwischen den Mannschaftsteilen besser werden. Sonst kann man uns zu leicht überspielen.»
Voss-Tecklenburg monierte: «Wir geben in manchen Phasen des Spiels den Ball noch zu schnell her. Da müssen wir noch bessere Entscheidungen treffen.» Natürlich machte sich auch der Ausfall von Regisseurin Dzsenifer Marozsan bemerkbar, die wegen ihres beim 1:0-Auftaktsieg gegen China erlittenen Zehenbruchs zumindest gegen Südafrika noch kein Thema ist. «Dass uns Dzseni fehlt, ist doch klar. Sie hätte uns mit ihrer Ballsicherheit heute gutgetan», sagte Voss. Ähnlich äußerte sich Popp. «Wir hoffen, dass Dzseni bald zurückkommt. Gerade in der K.o.-Phase ist sie sehr, sehr wichtig für uns.»
Dass die Deutschen gegen Spanien trotzdem als Siegerinnen vom Platz gingen, lag an der mannschaftlichen Geschlossenheit und am Kampfgeist. Bezeichnend dafür war das Tor von Sara Däbritz. Obwohl ihre spanische Kontrahentin in der besseren Position war, gelang es der Münchnerin, den Ball über die Linie zu bugsieren.
«Das war ein Kampfsieg. Jeder hat heute alles gegeben», sagte die 24-Jährige, die zur Spielerin des Spiels gekürt wurde. «Jetzt haben wir sechs Punkte und können mit Selbstvertrauen ins letzte Gruppenspiel gehen.»
«Wichtig ist, dass wir die Erfahrungen von Spiel zu Spiel mitnehmen», betonte Voss. «Wichtig ist, dass wir sachlich und sauber analysieren und immer wie der die nächsten Schritte zu gehen, so dass wir dann in K.o.-Spielen so parat sind, dass wir eine gute Sicherheit haben.»
Nach einer Regenerationseinheit am Vormittag zog die Mannschaft von Lille nach Montpellier um. Mit dem Selbstvertrauen aus den ersten beiden Begegnungen könnte es für die deutsche Elf im weiteren Turnierverlauf leichter werden. Das hofft auch Torhüterin Almuth Schult, deren WM-Einsatz wegen Schulterproblemen zwischenzeitlich gefährdet war und die gegen Spanien ein Rückhalt war. «Natürlich freuen wir uns, wenn es spielerisch einfacher läuft», sagte die 28-Jährige. «Aber wenn wir es immer über das Kämpferherz schaffen und 1:0 gewinnen, dann ist das mir ziemlich wurscht.»
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(dpa)