Rio de Janeiro – Überglücklich sprang Bundestrainerin Silvia Neid auf die Jubeltraube, liebevoll und strahlend umarmte sie ihre Spielerinnen. Beim letzten Auftritt unter der 52-Jährigen haben die deutschen Fußball-Frauen mit einem 2:1 (0:0) gegen Schweden erstmals Olympia-Gold gewonnen.
Matchwinnerin im olympischen Finale war in Rio Dzsenifer Marozsán, die somit Neid einen goldenen Abschied bescherte.
«Das ist ein wunderschöner Moment», sagte die Mittelfeldspielerin im ZDF. «Ich genieße es jetzt einfach. Ich kann es nicht in Worte fassen, wie stolz ich auf die Mannschaft bin.» Marozsán hatte mit einem Traumtor in der 48. Minute zum 1:0 getroffen und mit einem Pfostenschuss das Eigentor von Linda Sembrant (61.) eingeleitet.
Stina Blackstenius (67.) konnte mit ihrem Treffer die erneute Sternstunde für den Deutschen Fußball-Bund im legendären Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro nicht mehr verhindern. An gleicher Stätte hatten die deutschen Männer vor zwei Jahren ihren WM-Triumph gefeiert. «Gold Gold Gold Gold. Glückwunsch @DFB_Frauen das ist so GEIL. Schwarz, Rot, Gold. Und jetzt nehmt das Deutsche Haus ein und feiert», schrieb die frühere Nationaltorhüterin Nadine Angerer auf Twitter.
Der Olympiasieg ist der krönende Karriere-Abschluss für Neid, die als Spielerin, Assistentin und Bundestrainerin an allen bisherigen Erfolgen der DFB-Fußballerinnen beteiligt war. Und das waren nicht wenige: Zweimal Weltmeister, achtmal Europameister, dreimal Olympia-Bronze – und nun Gold!
Nach einer torlosen ersten Halbzeit nahm die Partie nach dem Wechsel richtig Fahrt auf. Zunächst zirkelte Marozsán den Ball aus 16 Metern unhaltbar in den Winkel. Nach gut einer Stunde jubelten die DFB-Frauen erneut. Ein Freistoß von Marozsán klatschte an den Pfosten, den Abpraller bugsierte Sembrant ins eigene Netz.
Doch Schweden gab sich nicht geschlagen. Die eingewechselte Blackstenius schloss einen gelungenen Angriff aus Nahdistanz ab und brachte den Triumph noch einmal in Gefahr. Mit Glück und Geschick brachte das DFB-Team den historischen Sieg aber über die Zeit.
In ihrem letzten Spiel als Bundestrainerin vertraute Neid erneut auf die Startelf, die im Viertelfinale China (1:0) und in der Vorschlussrunde Kanada (2:0) bezwungen hatte. Schwedens Erfolgstrainerin Pia Sundhage brachte in Sofia Jakobsson und Olivia Schough zwei neue Kräfte.
Letztere sorgte schon nach neun Minuten erstmals für Gefahr vor dem deutschen Tor, als sie den Ball knapp am rechten Pfosten vorbei setzte. Die DFB-Auswahl fand nur schleppend in die Partie. Gegen die dicht gestaffelte Schweden-Abwehr fehlten zunächst die Ideen.
Anja Mittag (18.) setzte dann mit einem Distanzschuss das erste Zeichen. 120 Sekunden später flankte Tabea Kemme auf den langen Pfosten, doch der Kopfball von Melanie Leupolz aus sechs Metern ging neben das Tor.
Jetzt lief es beim Europameister, der in der 25. Minute zur ersten Großchance kam. Schwedens Torfrau ließ einen Schuss von Leonie Maier direkt vor die Füße von Mittag prallen, doch die routinierte Stürmerin schoss den Ball aus Nahdistanz am leeren Tor vorbei.
Die deutsche Mannschaft war nun richtig drin im Spiel, durfte sich bei den gelegentlichen Angriffen der Schwedinnen aber nie in Sicherheit wiegen. Zum Glück vergaben Lotta Schelin (28.) und Sembrant (37.) gute Gelegenheiten. Das traf nach dem Wechsel auch auf Leupolz (68.), Alexandra Popp (69.) und Maier (76.) zu. Am Ende konnten die DFB-Frauen dies aber locker verschmerzen, weil sie auch die letzten bangen Momente in der Schlussphase schadlos überstanden.
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(dpa)