Rio de Janeiro – Zum fünften Mal steuert Ronald Rauhe Olympische Spiele an, trotz seines hohen Sportleralters soll in Rio die vierte Medaille her. Doch ob das klappt, weiß niemand. Im Kanu-Sprint über 200 Meter kann niemand Vorhersagen treffen, es entscheiden Kleinigkeiten.
Kanu-Oldie Rauhe denkt aber vor seinen fünften und letzten Olympischen Spielen schon an die ersten Stunden danach. «Nach meinem Wettkampf freue ich mich, wenn ich an der Copacabana mit einem Caipi in der Hand liege und sehen kann, wie Rio wirklich lebt!», bekannte der 34-jährige Leistungsträger der medaillenverwöhnten deutschen Paddler vor seinem ersten Start in Rio de Janeiro. Im Herbst seiner Laufbahn will der Athen-Goldgewinner noch ein weiteres sportliches Heldenstück schreiben. Bundestrainer Reiner Kießler traut’s ihm zu: «Ronny ist in einer prima Verfassung.»
Zusammen mit seinem Dresdner Teampartner Tom Liebscher hat der Potsdamer Rauhe im Kajak-Zweier nach Jahren ohne internationale Erfolge wieder den Anschluss an die Weltspitze geschafft. Über 200 Meter gehört das deutsche Duo zu den besten der Welt. Nach Bronze bei der WM 2013 folgte ein Jahr später Silber. Und die Tatsache, dass Rauhe und Liebscher in der vorolympischen Saison 2015 Pech hatten und nur WM-Sechste wurden, trübt längst nicht mehr. «Über 200 Meter entscheiden eben oft Kleinigkeiten. Es gibt fünf, sechs Top-Boote, die in etwa gleich schnell unterwegs sind», merkte Kießler an.
Das Ziel aber ist klar, Rauhes vierte Olympia-Plakette soll her. «Es ist mein absoluter Traum, meine letzten Spiele mit einer Medaille zu beenden», kommentierte Rauhe, der in Rio obendrein noch im Kajak-Einer über die Sprintdistanz an den Start geht. Mehr eine Zugabe – denn in dieser Klasse sind andere Athleten schneller. Beim Zweier dagegen geht’s in erster Linie um das Zusammenspiel der beiden Partner – und das ist vorzüglich. Rauhe beschrieb die Harmonie mit Liebscher im Boot vor einiger Zeit als «einen Jackpot, einen Glücksfall, wie er nur alle paar Jahre mal vorkommt».
Am Mittwoch stehen auf der Lagoa Rodrigo de Freitas die olympischen Vorläufe im Zweier an, tags drauf folgt das Finale. Im Einer muss Rauhe am Freitag und – bei erfolgreicher Qualifikation – am Samstag ran. Spätestens dann kann die Caipi-Party an der Copacabana starten.
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(dpa)