Pyeongchang – Johannes Rydzek genehmigte sich einen Schluck aus der Magnum-Sektflasche, die zur Feier von Eric Frenzels Olympiasieg im Team der deutschen Kombinierer kreiste. In den Lob-Gesang «Es gibt nur einen Eric Frenzel» stimmte er aber nicht ein. Verständlicherweise.
Zwischen Rydzek und Frenzel geht es schließlich darum, wer Nummer eins in der Nordischen Kombination ist. Nicht nur innerhalb der Mannschaft, sondern weltweit. Der Sachse Frenzel ist dem Bayern Rydzek seit vergangener Woche wieder zwei Schritte – sprich Olympiasiege – voraus. Schlägt Rydzek nun beim zweiten Wettbewerb in Pyeongchang am Dienstag zurück? Die Trainingsergebnisse lassen es erahnen.
Frenzel und Rydzek sind zwei Alphatiere in einem Team. Die Rivalität begann bereits in der ersten Männer-Saison des Allgäuers. Bei der WM 2011 in Oslo hatte Frenzel den Titel mit Springen von der Normalschanze gewonnen. Im Wettbewerb von der Großschanze jagten sie gemeinsam den später siegreichen Franzosen Jason Lamy Chappuis. Das heißt: Frenzel marschierte vornweg, Rydzek hielt sich permanent im Windschatten, um auf der Zielgeraden an Frenzel vorbeizuziehen und Silber zu gewinnen. Sehr zum Unmut des Champions. Damit war der gnadenlose sportliche Konkurrenzkampf eröffnet.
In dem hatte Frenzel bis zur WM 2015 in Falun immer die Nase vorn, dort aber wurde erstmals Rydzek Einzel-Weltmeister und setzte an, dem schier Unbezwingbaren endgültig den Rang abzulaufen. Sie trieben sich gegenseitig zu immer höheren Leistungen. Frenzel gewann fünfmal in Serie den Gesamtweltcup, Rydzek krönte sich mit vier Titeln in Lahti zum Rekordweltmeister der Nordischen Kombination. Doch mit jedem Erfolg des anderen wuchs die sportliche Rivalität.
«Es kann auch ein Nachteil sein, wenn man ständig gefordert wird. Man schaut zwar in erster Linie auf sich, aber richtig abschalten kann man nicht, wenn der Konkurrent in der eigenen Mannschaft ist. Da kann man dann nicht immer und überall offen reden. Der Zyklus ist länger, in dem man unter Spannung steht. Erst abends im Zimmer kann man dann mal abschalten», gibt Frenzel offen zu.
Die Probleme der beiden im bisherigen Saisonverlauf schiebt Bundestrainer Hermann Weinbuch auch dem internen Konkurrenzkampf zu. Im Sommer habe man das ganz gut hinbekommen, auch, weil die Wettkämpfe weit weg waren. «Aber im Herbst hat man sich schon wieder gegenseitig sehr beobachtet. Jeder wollte sich gegenüber dem anderen durch spezielle Maßnahmen einen Vorteil erarbeiten, man hat sich schon sehr belauert. Das hat uns nicht unbedingt nach vorne gebracht, man kann so etwas aber nicht komplett verhindern», erzählt der Coach.
Er betont aber immer wieder, dass es sich um rein sportliche Rivalität handelt. Bei teambildenden Maßnahmen wie zuletzt einem Hüttenabend in Oberstdorf sah man Frenzel und Rydzek gemeinsam nebeneinander die Schlitten nach oben ziehen und miteinander reden. Frenzel bestätigt: «Wir versuchen das gut zu händeln, auch außerhalb des Sports gemeinsam etwas zu machen und miteinander zu reden.»
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(dpa)