Beaver Creek – Über die Pläne vor der Heimreise nach Europa gab es bei Skirennfahrer Thomas Dreßen nach dem sensationellen dritten Platz in der Abfahrt keinerlei Zweifel.
«Wir fahren jetzt nach Denver und feiern erst mal. Das ist sicher», sagte der 24-Jährige in Beaver Creek nach dem größten Erfolg seiner Karriere. Viel früher als erwartet – von Trainern, Experten, Teamkollegen und nicht zuletzt von ihm selbst – gelang Dreßen auf der WM-Strecke von 2015 das erste Podestresultat seiner noch jungen Karriere und ein starker Fingerzeig in Richtung Medaillenziel bei Olympia. «Das Ziel ist es immer, sonst würde ich lügen. Aber dass es heute schon klappt, damit hätte ich nicht gerechnet. Das ist ja nicht die einfachste Abfahrt.»
«Vor fünf Jahren habe ich noch davon geträumt, dass ich überhaupt mitfahren darf», erzählte Dreßen bei strahlendem Sonnenschein in den Rocky Mountains. «Und jetzt stehe ich mit denen auf einem Podium.» Bei der Siegerehrung bekam er ebenso einen Handschlag von Ex-Fahrer Daron Rahlves und ein gerahmtes Adler-Bild vom Maskottchen der Raubvogelpiste wie Sieger Aksel Lund Svindal aus Norwegen und Weltmeister Beat Feuz aus der Schweiz auf Rang zwei. «Das sind welche von den Größten, die es im Skisport gibt. Wenn man mit denen auf dem Podium stehen darf, das ist Wahnsinn», sagte Dreßen.
Besser als der Sportler vom SC Mittenwald war in Max Rauffer ein Deutscher in einer Weltcup-Abfahrt zuletzt im Dezember 2004. Weil Andreas Sander mit Rang sieben ebenfalls ein Top-10-Resultat gelang, lieferten die Speedfahrer des Deutschen Skiverbands bei der letzten Station in Nordamerika zudem das beste Teamergebnis seit 1992 ab.
«Das ist schon eine lange Zeit im Vergleich zu vielen anderen Nationen», sagte Alpindirektor Wolfgang Maier, der sich wenig später auch noch über den zweiten Platz von Viktoria Rebensburg in Lake Louise freuen durfte.
Pünktlich zum Olympia-Winter scheint sich die Arbeit der vergangenen Jahre auszuzahlen. Dreßen, Sander und Josef Ferstl haben die nationale Qualifikationsnorm für Pyeongchang bereits erfüllt – vier Jahre, nachdem in Sotschi kein einziger deutscher Abfahrer am Start stand. «Wir haben vier Rennen gehabt und jeder hat das Olympia-Ticket», sagte Ferstl, der mit Knieschmerzen nur auf den 26. Platz kam. «Alles, was jetzt kommt, ist Zugabe.»
Sogar die Vision von Cheftrainer Mathias Berthold scheint inzwischen in greifbarer Nähe: Eine Medaille bei Olympia für einen deutschen Speedfahrer in Super-G oder Abfahrt. Mit diesem Ziel war der Österreicher im Sommer 2014 zum Deutschen Skiverband zurückgekehrt. Anfangs noch belächelt sind seine Männer inzwischen eine ernstzunehmende Konkurrenz für die absolute Weltspitze – speziell der Jüngste in seinem Team mit all seinem Potenzial.
Das erkennen auch die Teamkollegen von Dreßen an. «Da muss man ein ganz großes Kompliment machen, dass er in dem Alter in den letzten Jahren so einen verdammten Sprung gemacht hat und jetzt endlich das erste Podest für das Team eingefahren hat», sagte Sander.
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(dpa)