Riga (dpa) – Keine Ausreden mehr. Mit diesem Kader ist das Olympia-Comeback für Deutschlands Eishockey-Cracks fast schon Pflicht.
«Die müssen wir in Riga jetzt erfüllen. Das ist extrem wichtig. Nicht nur für die Spieler selbst, sondern für die gesamte Sportart. Ich bin kein Hellseher, aber wir sind hervorragend vorbereitet», sagte DEB-Präsident Franz Reindl im Interview der Deutschen Presse-Agentur vor dem Start der Olympia-Qualifikation am Donnerstag in Riga gegen Außenseiter Japan (14.30 Uhr).
Um ein erneutes Qualifikations-Desaster wie 2013 zu verhindern, schickt der Deutsche Eishockey-Bund diesmal die wohl stärkste Auswahl seiner Geschichte ins Rennen. «Die Gruppe schaut gut aus. Wenn wir unser System spielen, brennt nix an», versprach NHL-Torhüter Philipp Grubauer (Washington). Ein deutlicher Sieg zum Start ist eingeplant.
«Wir müssen von Anfang an voll da sein. Bei so einem kurzem Turnier darf man sich keinen Aussetzer leisten», forderte Bundestrainer Marco Sturm, der für die Spiele gegen Japan, Österreich (Freitag) und Lettland (Sonntag) sieben NHL-Spieler zur Verfügung hat. Das gab es zuletzt bei Olympia 2010. In Dennis Seidenberg (2011) und Tom Kühnhackl (2016) sind dazu zwei Stanley-Cup-Sieger dabei. Und das alles erstmals überhaupt bei einem nicht-olympischen Turnier.
«Wir haben eine sehr, sehr gute Mannschaft zusammen. Das gehört definitiv zu den besten Mannschaften, die Deutschland bislang hatte», sagte auch Top-Talent Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers.
Sturm bastelte am Mittwoch noch an der Zusammensetzung des endgültigen Kaders. Einige Spieler waren noch leicht angeschlagen und Seidenberg verpasste die beiden Qualifikations-Tests gegen Frankreich (4:0) und Weißrussland (2:3). Der 35 Jahre alte dreimalige Olympia-Teilnehmer ist damit der einzige im Kader, der seit Monaten kein Spiel mehr gemacht hat. «Ideal ist das sicher nicht», sagte Sturm.
Trotzdem steht dem Bundestrainer selbst dann noch ein Luxuskader zur Verfügung, sollten noch mehr als die verletzten Verteidiger Justin Krueger (Bern) und Denis Reul (Mannheim) kurzfristig absagen.
Dass nahezu alle deutschen Top-Spieler Sturms Ruf folgten, liegt zum einen am ungewöhnlichen Termin, den der Weltverband IIHF bewusst vor den NHL-Saisonstart legte, zum anderen an der Bedeutung. «Wir alle wissen, was auf dem Spiel steht. Wir werden bereit sein», sagte Verteidiger Moritz Müller vor dem wichtigsten Turnier des Jahres.
Nach der erstmals verpassten Olympia-Qualifikation überhaupt vor drei Jahren steht der DEB enorm unter Druck. Ein Scheitern wäre laut Reindl «keine Katastrophe, aber ein Rückschlag für all unsere Bestrebungen». Ein erheblicher Imageschaden wäre die Folge. «Ich habe auch den Spielern gesagt, dass es um mehr geht, als das persönliche Ziel, Olympia zu erreichen. Es geht um Nachwuchsziele, um das Eishockey-Image, um die Öffentlichkeitsarbeit dafür – bei Olympia geht es eben um mehr», sagte Reindl, der das deutsche Männer-Eishockey bis 2026 in die Weltspitze führen will.
Haupt-Kontrahent dürfte Gastgeber Lettland sein. Vieles spricht dafür, dass es im letzten Turnierspiel im direkten Duell am Sonntag um das Olympia-Ticket geht. «Gerade in Lettland wird es nicht einfach. Aber die Qualität ist natürlich da, um das zu schaffen», meinte NHL-Verteidiger Christian Ehrhoff.
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