Augsburg – Erfolgloses WM-Casting statt grandioser Werbung für das Heim-Turnier: Das ersatzgeschwächte deutsche Nationalteam hat den Deutschland Cup nach einem 1:3 (0:3, 0:0, 1:0) gegen Kanada als Dritter und damit Vorletzter abgeschlossen.
Statt des erhofften dritten Titels nacheinander gelang der Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm ohne etliche Stammkräfte zum Vorbereitungsauftakt für die WM im eigenen Land nur ein Sieg. Die kanadische Auswahl stellte Sturms Schützlinge am Sonntag in Augsburg vor erhebliche Probleme.
Den Siegerpokal hatte DEB-Präsident Franz Reindl schon vor dem abschließenden dritten Auftritt des Gastgebers an die Slowaken überreicht. Mit dem 4:1 gegen die viertplatzierte Schweiz blieb der Weltmeister von 2002 an drei Tagen ungeschlagen und jubelte über seinen ersten Deutschland-Cup-Titel seit 2011.
Anschließend war Thomas Greilinger vor 5670 Zuschauern einziger deutscher Torschütze (46. Minute). Die zweite Niederlage des Rekordsiegers hatte früh ihren Lauf genommen, als Routinier Greilinger den Puck verlor und der frühere DEL-Stürmer Kevin Clark zum 1:0 vollendete (6.). Die Kanadier, gespickt mit zahlreichen KHL-Akteuren, überrumpelten noch im ersten Drittel mit einem Doppelpack durch Derek Roy (18.) und erneut Clark (19.) Torhüter Niklas Treute und ließen die Halle vorübergehend verstummen. Früh war die letzte Partie des Vier-Nationen-Turniers entschieden, auch wenn der Titelverteidiger im Schlussdrittel kämpfte.
Sturm hatte den Deutschland Cup zur ersten Casting-Runde für die gemeinsam mit Frankreich auszurichtende WM im Mai ausgerufen – im Frühjahr wird der 38-Jährige keine Experimente mehr wagen. Schnell hat er erkannt, dass sich ad hoc nur wenige Alternativen aufdrängen. «Es ist Deutschland. Das ist leider so», bilanzierte Sturm.
Rund einem Dutzend etablierter Kräfte aus der Deutschen Eishockey Liga hatte der Coach eine Pause verschafft. Nach dem Auftreten der zweiten Garde im Curt-Frenzel-Stadion müssen diese Profis kaum mehr um ihre WM-Startplätze zittern als zuvor.
«Der eine oder andere ist mit Sicherheit interessant», sagte Sturm zwar. «Man muss abwarten, wie es mit den NHL-Spielern wird, aber es sind sicher mehrere Spieler von diesem Kader dabei.» Doch sein Kandidatenkreis dürfte sich nicht wie erhofft deutlich erweitert haben. Für weitere Tests gibt es bis April keine Möglichkeit.
«Da reden wir schon seit Jahren drüber, dass wir uns wünschen würden, dass wir wie andere Länder 40, 50, 60 Spieler hätten», erklärte Schweden-Legionär Felix Schütz. «Die können wir auch nicht aus der Kiste zaubern. Da müssen wir halt mehr Nachwuchsarbeit machen.»
Mehr als auf die Ergebnisse kam es Sturm darauf an, wie sich seine Schützlinge auf internationaler Ebene präsentierten. In den Fokus spielte sich Nicolas Krämmer von den Kölner Haien. Der Angreifer trat beim 1:3 gegen die Slowakei und beim 3:2 gegen die Schweiz jeweils als Torschütze hervor. Auch den 23 Jahre alten Düsseldorfer Torwart Mathias Niederberger hob Sturm lobend hervor.
Das deutsche Eishockey wird bei der WM und bei Olympia allerdings von den NHL-Profis abhängen. Insgesamt liefen beim 27. Deutschland Cup nur acht WM-Teilnehmer auf, die dem Deutschen Eishockey-Bund in Russland das erste Viertelfinale seit fünf Jahren bescherten. Und nur drei Profis, die bei der Olympia-Quali in Lettland eine Blamage wie 2013 vermieden. «Im Endeffekt ist es ein großer Kampf um die WM-Plätze», sagte Verteidiger Justin Krueger.
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(dpa)