Berlin – Die Reise nach München am dritten Bundesliga-Spieltag hatte sich Bayer-Trainer Heiko Herrlich ganz anders vorgestellt. Statt als großer Herausforderer des Rekordmeister kommt Leverkusen heute mit null Zählern auf dem Konto zum FC Bayern.
Ähnlich prekär ist die Lage für die noch punktlosen Schalker vor dem Auswärtsduell bei Borussia Mönchengladbach. Ohne jedes Erfolgserlebnis sind auch der SC Freiburg und der VfB Stuttgart vor ihrem direkten Duell am Sonntag. Das Duell zwischen dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC hingegen ist heute überraschend das Topspiel.
Außerdem spielen der FSV Mainz 05 gegen den FC Augsburg, Fortuna Düsseldorf gegen 1899 Hoffenheim und RB Leipzig gegen Hannover 96. Am Sonntagnachmittag empfängt Werder Bremen den Aufsteiger 1. FC Nürnberg.
RECHTS HINTEN: Joshua Kimmich hatte eine Vorahnung. In den Katakomben der Arena in Sinsheim vermutete der Bayern-Profi nach seinem Einsatz als Sechser für das Nationalteam, dass er in München wieder rechts hinten in der Abwehr ran muss. «Josh hat das bis jetzt auf seiner Position sehr gut gemacht. Ich sehe überhaupt keine Notwendigkeit, dass wir da was wechseln», sagte nun Trainer Niko Kovac vor dem Leverkusen-Spiel. Kimmich kann sich trösten. Das Positions-Hopping hat Tradition: Auch für Philipp Lahm ging es einst oft hin und her.
MIESE SERIE: Aus der Hoffnung auf eine spannende Bayern-Jagd ist die Sorge vor einer handfesten Ergebniskrise geworden. Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei Bayer Leverkusen mit null Punkten weit auseinander. Dass es nun ausgerechnet im Spiel beim als Zielobjekt ausgegeben Rekordchampion mit dem ersten Saisonerfolg klappt, ist unwahrscheinlich. Bayer hat die letzten fünf Bundesligaspiele in München allesamt verloren. In den vergangenen 28 Gastspielen gab es nur einen Sieg – beim 2:1 in der Saison 2012/13.
ANSICHTSSACHE: Domenico Tedesco ist bekannt für unkonventionelle Methoden und Sichtweisen. Den meisten Schalke-Fans dürfte er mit seiner Einschätzung der Ausgangslage vor dem Duell in Gladbach nicht aus dem Herzen gesprochen haben. «Irgendwie geil», sei die Lage von S04 nach den beiden unerwarteten Niederlagen zum Saisonauftakt. Tedesco wollte wohl die Sinne schärfen: Eklig müsse sein Team wieder werden und die Ruhe bewahren, forderte der Coach. Geht auch das dritte Spiel verloren, dürfte es für Tedesco unruhig werden.
RÜCKEN: Für Freiburgs Trainer Christian Streich geht die Saison erst jetzt so richtig los. Ein Bandscheibenvorfall hinderte den wortstarken Coach an der Ausübung seines Jobs. «Ich hatte Nervenschmerzen, als wenn man die ganze Zeit im offenen Zahn bohrt», erklärte der 53-Jährige. Mit dem Süd-West-Duell gegen den VfB Stuttgart soll auch die sportliche Leidenszeit für die noch punktlosen Freiburger enden. «Die Punkteausbeute steht nicht im Verhältnis zu dem, wie sie gespielt haben», sagte Streich.
ICE: Fußball-Spiele können sonderliche Namen haben. Das Duell zwischen Wolfsburg und Hertha BSC wird gerne als ICE-Derby tituliert. Das ist insofern berechtigt, als dass die Berliner Fans vom Stadtrand in Spandau mit dem Schnellzug schneller in Wolfsburg sind, als beim Zweitliga-Stadtrivalen Union im Osten der Hauptstadt. Derby-Brisanz gab es zwischen Wolfsburg und der Hertha im meist grauen Bundesliga-Alltag aber zuletzt selten. Das könnte sich ändern: Dem Sieger winkt die Traumbilanz von neun Punkten nach drei Spielen.
ALTERSUNTERSCHIED: Im Duell zwischen Aufsteiger Düsseldorf und Hoffenheim treffen auch der älteste und jüngste Trainer der Liga aufeinander. Als 1899-Coach Julian Nagelsmann 1987 geboren wurde, hatte Düsseldorfs Friedhelm Funkel bereits 254 Bundesliga-Spiele als Fußball-Profi bestritten. «Es spielen ja Gott sei Dank jeweils elf Spieler. Wenn wir beide gegeneinander spielen würden, hätte ich im Eins-gegen-Eins keine Chance gegen Julian», sagte der 64-jährige Funkel schmunzelnd.
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(dpa)