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Das «Adiós» von Enrique überschattet Barças Gipfelsturm

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Barcelona – Die spektakuläre Neuigkeit ihres Trainers Luis Enrique überraschte Superstar Lionel Messi und den deutschen Nationaltorwart Marc-André ter Stegen in der Umkleidekabine.

Er werde nächste Saison nach drei Jahren nicht mehr Trainer des FC Barcelona sein, sagte der 46-Jährige nach dem 6:1 über Sporting Gijón im Camp Nou. «Wir standen plötzlich alle mit offenem Mund da», verriet der Ex-Schalker Ivan Rakitic der Zeitung «Sport».

Die Gründe für seine sowohl in der Form als auch vom Zeitpunkt her völlig unerwartete Ankündigung gab Luis Enrique nicht in der Kabine, sondern wenig später am Ende der Pressekonferenz bekannt. «Ich brauche eine Auszeit, ich muss mich ausruhen.» Er sei ein Trainer, der ständig auf der Suche nach Lösungen für das Team sei. «So lebe ich meinen Beruf. Das heißt, ich kann nicht abschalten», räumte der Hobby-Triathlet, der deutlich mehr graue Haare als bei seinem Amtsantritt im Sommer 2014 aufweist, offen ein. 

Dass die Katalanen dank des Kantersiegs am 25. Spieltag Erzrivale Real Madrid endlich von der Tabellenspitze der Primera División verdrängten, geriet plötzlich zur Nebensache. Mit Weltmeister Toni Kroos retteten die Königlichen mit späten Toren daheim noch ein 3:3 gegen UD Las Palmas, Meister Barcelona liegt aber nun bei einem Spiel mehr einen Punkt vor Real.

Für die katalanischen Sportblätter stand jedoch der nahende Abschied im Mittelpunkt. «Adiós», titelten am Donnerstag in großen Lettern sowohl «Sport» als auch das Konkurrenzblatt «Mundo Deportivo». Trotz der vielen Patzer von Messi & Co. in der Liga und der jüngsten 0:4-Blamage bei Paris Saint-Germain im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League sagte der frühere Barça- und Bayern-Coach und heutige Trainer von Manchester City, Pep Guardiola, das, was viele Fans denken: «Für einen Culé (Barcelona-Anhänger) ist es ein trauriger Tag. Wir verlieren den perfekten Trainer.»

Obwohl (oder gerade weil) er ein Hitzkopf mit vielen Ecken und Kanten ist, ist Luis Enrique in Barcelona sehr beliebt. Man vergisst nicht, dass er als Spieler Real verließ, um bei Barça anzuheuern und dass er im Blaugrana-Trikot zweimal die Liga und auch den Europapokal der Pokalsieger gewann. Als Trainer holte er mit Barcelona bisher immerhin acht von zehn möglichen Titeln, darunter 2015 die Königsklasse und auch je zwei Mal Liga und Pokal.

Nach der Ankündigung des Weggangs setzten sofort reflexhaft die ersten Gerüchte ein. Auf der Liste der potenziellen Nachfolger soll auch ein Deutscher stehen: der Ex-BVB- und derzeitige Liverpool-Trainer Jürgen Klopp. Das Massenblatt «The Mirror» schrieb, Klopp habe wegen seines mutigen Stils in Barcelona sehr viele Bewunderer. Und auch «Mundo Deportivo» listet den 49-Jährigen als Kandidaten auf.

Laut «Mundo Deportivo», fast ein Hausblatt des katalanischen Vereins, gibt es aber drei klare Favoriten, zu denen Klopp nicht gehört. Ganz oben FC-Sevilla-Coach Jorge Sampaoli. Der 56 Jahre alte Argentinier, der mit seinem Team sowohl in der Primera División als auch in der Champions League noch im Titelrennen ist, lehnte jüngst ein Angebot einer Vertragsverlängerung vorerst ab.

Neben Sampaoli könnnen sich demnach auch Athletic-Bilbao-Trainer Ernesto Valverde und der Niederländer Ronald Koeman vom FC Everton große Hoffnungen auf einen Anruf aus Barcelona machen. Unter den Kandidaten tauchen auch Massimiliano Allegri von Juventus Turin und der frühere PSG- und französische Nationalcoach Laurent Blanc auf. Clubboss Josep Bartomeu sagte nur: «Der neue Trainer wird am 1. Juli bekannt.»

Es gibt aber nicht nur Spekulationen um die Trainer-Nachfolge. Medien schreiben, mit seiner frühen Ankündigung wolle Luis Enrique seine Schützlinge für den Saisonendspurt motivieren. Er hoffe auch auf eine sensationelle Wende am 15. März gegen Paris. Gegen Gijón präsentierte sich seine Mannschaft mit Treffern von Messi (9.), Juan Rodríguez (Eigentor/11.), Luis Suárez (27.), Paco Alcácer (49.), Neymar (65.) und Rakitic (88.) bereits in Torlaune.

Dass Real schwächelt, wird für zusätzliche Motivation sorgen. Im Bernabéu lagen die Hausherren nach dem Führungstreffer von Isco (8.) und Toren von Tana (10.), Jonathan Viera (56./Handelfmeter) und dem Ex-Schalker Kevin-Prince Boateng (59.) kurz vor Schluss mit 1:3 zurück. Wegen der Roten Karte für Gareth Bale (49.) war man sogar in Unterzahl. Mit einem Doppelschlag (86./Handelfmeter, 88.) rettete Weltfußballer Cristiano Ronaldo doch noch einen Punkt. «Wir müssen kühlen Kopf bewahren», forderte Trainer Zinédine Zidane.

Fotocredits: Miguel Morenatti
(dpa)

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