Pyeongchang – Es ist erst vier Jahre her, dass Mariama Jamanka noch ein Startverbot für die schwierige Bahn in Altenberg erhielt. Nun raste sie in Pyeongchang sensationell zu olympischem Gold im Zweierbob.
«Damals, als ich noch Nachwuchschef war, da hab ich sie bei der Juniorenweltmeisterschaft in Altenberg nicht fahren lassen, weil es auf dieser Bahn zu gefährlich war», erzählte Heimtrainer Matthias Höpfner über die 27-Jährige. «Vier Jahre später steht dieses Mädel als Olympiasiegerin da, solche Geschichten schreibt nur der Sport.»
Die ehemalige Hammerwerferin Jamanka kann sich an ihre erste Fahrt in Oberhof noch genau erinnern: «Es hat Megaspaß gemacht», sagte sie, gestand aber auch ein: «Mein erstes Jahr war ziemlich schwierig, ich bin sehr oft gestürzt. Das war nicht so schön, aber es war ein Mega-Gefühl, wenn man in den Kurven diesen Druck, diese Geschwindigkeit spürt und dann trotz Adrenalin noch die Kontrolle über den Bob hat.»
Höpfner schlägt heute noch die Hände über den Kopf zusammen, wenn er zurückblickt. «Wir haben 2014 versucht, ihr Bobfahren beizubringen. Der Anfang war ganz, ganz schwer.» Der ehemalige Weltklassepilot betonte, dass Jamanka keine Bahnerfahrung zum Beispiel als Rodlerin hatte, aber große Lust auf diesen Rennsport. «Es zeigt mal wieder, wenn man mit Beharrlichkeit und Engagement an einer Sache dran bleibt, dass viel möglich ist», meinte Höpfner.
Sein Schützling habe mit ihrer Anschieberin Lisa-Marie Buckwitz in Pyeongchang auch «das Momentum genutzt. Wenn der andere schwächelt, dann musst du da sein und es erstmal machen. Da war sie die coole Socke.» Immerhin hatte die Tochter eines Gambiers und einer Deutschen vorher noch nie ein Weltcuprennen gewonnen. «Ich hätte es ja gerne mitgenommen», meinte sie schmunzelnd, «es reichte nur nicht für ganz oben.» Denn selbst beim EM-Titel 2017 in Winterberg mit Annika Drazek war sie im parallel ausgetragenen Weltcuprennen nur Zweite hinter US-Pilotin Elana Meyers Taylor geworden.
Nach reichlich Schampus und durchtanzter Nacht mit dem ganzen Frauen-Bobteam freut sich die gebürtige Berlinerin schon auf die Sause in der Heimat. «Ich feiere in Reinickendorf bei Mutti, erst in der Kulturbrauerei und dann mal schauen, wo es mich noch hintreibt», sagte die Athletin. Dann wird sie sich auch bei ihrem ehemaligen Leichtathletiktrainer bedanken. «Klaus Haffner, der war mein Wurftrainer, und hat mir selbst vorgeschlagen, dass ich es doch mal bei den Bobfahrern probieren sollte. Es hat ganz gut funktioniert, wenn man es heute rückblickend betrachtet», sagte Jamanka, die als Sportsoldatin der Bundeswehrsportfördergruppe in Oberhof angehört.
Laut Heimtrainer Höpfner hat sie auch ein großes Interesse am Material. «Sie tüftelt, kauft und beschafft sich schonmal selbst Teile und bringt sich voll ein», sagte er. Er übernahm mit Teambetreuer Matthias Böhmer die mühsame Schleifarbeit für die Frauen: «Wir haben vor dem Finalrennen bis zwei Uhr nachts die Kufen für Jamanka und Schneider geschliffen. Aber das machen wir für die Mädels gerne, keine Frage. Poliert haben sie dann selber »
Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)