Nassau – Das langersehnte Comeback der Nummer 898 der Golfwelt elektrisiert die US-Sportmedien: Nach über 15 Monaten Wettkampfpause greift Tiger Woods wieder ins Turniergeschehen ein.
Der Superstar tritt auf den Bahamas gegen die Welt-Elite an. In den Sportsendungen bei ESPN, CBS und Golf Channel analysieren die Experten rund um die Uhr die unterschiedlichsten Szenarien, wie die Rückkehr des 14-maligen Major-Champions zu bewerten sei.
Viele Insider glauben, dass der inzwischen 40 Jahre alte Woods nach seinen diversen Operationen auch in Zukunft wieder in der Lage sein wird, Golf auf Weltklasse-Niveau zu spielen. Andere malen dagegen ein düsteres Bild und prophezeien einen neuen Anfang vom Ende der Ära Woods. Den ersten Beweis, dass sein Siegeswille nach der längsten Pause in seiner Karriere nicht gelitten hat, will die langjährige Nummer eins der Welt beim eigenen Einladungsturnier im Urlaubsparadies in der Karibik antreten.
Gut gelaunt und selbstbewusst trat Woods in einem leuchtend pinken Shirt im Albany Golf Club vor die Presse. «Ich will das Ding hier gewinnen», versichert er. Die langen Monate des Leidens hat er hinter sich gelassen. «Die Situation jetzt ist viel besser als im vergangenen Jahr», sagte Woods. Damals sei er ohne Hilfe kaum aus dem Bett gekommen. Die körperlichen Qualen nach der zweiten Rücken-OP hätten auch Zweifel in ihm aufkommen lassen. «Es war eine harte, harte Zeit», sagte Woods. Sogar an einen kompletten Rückzug aus dem Golfsport habe er gedacht. «Zu dem Zeitpunkt war es realistisch.»
Doch Woods entschied sich, für ein Comeback zu kämpfen, ganz zur Freude der Golfszene und der Tour-Kollegen. «Wir sind total happy, dass er wieder spielt», sagte Titelverteidiger Bubba Watson. Und der Respekt vor dem Mann, der 683 Wochen die Nummer eins der Welt war, ist nach wie vor riesig. «Hey, das hier ist Tiger Woods und er kann das Turnier gewinnen.»
Obwohl Woods durch die vielen Verletzungen an Knie und Rücken, die langen Pausen und die immer wieder aufgeschobenen Comebackversuche in der Weltrangliste in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht ist, wird er immer noch als der Heilsbringer angesehen. Keiner kann im Golfsport mehr Aufmerksamkeit generieren als der charismatische Sport-Milliardär aus Kalifornien. 14 Major- und 79 Siege auf der PGA-Tour hat er bisher eingespielt. Der letzte Triumph bei einem Major liegt aber schon weit zurück: 2008 gewann er die US Open. Seinen letzten Sieg auf der US-Tour feierte er 2013. Danach begann die lange Leidenszeit.
Die Jahre des harten Trainings haben Spuren hinterlassen. Woods Körper ist geschunden. Schon als Kind wurde er von seinem Vater Earl, einem Vietnam-Veteranen, mit militärischem Drill auf Erfolg getrimmt. Millionen von Bällen hat er im Laufe seines Lebens schon über die Golfplätze und Drivingranges geprügelt. Eine einseitige Belastung, die trotz ausgeklügelter Trainingsmethoden und flankierender Physio-Programme dem Körper alles abverlangte.
In der Pause hat Woods seinen Körper gepflegt und gestärkt. «Ich bin bereit», versichert er. Nur 17 Top-Spieler hat er für das Turnier eingeladen. Die US-Stars Dustin Johnson und Jordan Spieth sind ebenso am Start wie die drei Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro Justin Rose (England), Henrik Stenson (Schweden) und Matt Kuchar (USA). Ein Teilnehmerfeld ganz nach dem Geschmack des Gastgebers: «Je größer die Bühne ist, desto mehr Spaß für mich.»
Fotocredits: Tannen Maury
(dpa)