Aachen – Gleich zwei deutsche Springreiter haben beim ersten Höhepunkt des CHIO in Aachen freiwillig auf den möglichen Sieg verzichtet – und damit beim Publikum für Verwunderung gesorgt.
Philipp Weishaupt und Laura Klaphake traten nach fehlerfreien Runden nicht beim Stechen des Preises von Europa an. «Für die Zuschauer ist das natürlich unglücklich», kommentierte Bundestrainer Otto Becker: «Aber wir müssen die ganze Woche sehen». Als einziger deutscher Starter ritt Marcus Ehning in der entscheidenden Runde und kam auf Platz drei.
«Wir haben das zusammen mit dem Bundestrainer entschieden», sagte die 24-jährige Klaphake zu ihrem Verzicht. «Ich wäre liebend gerne geritten.» Doch die Stute mit dem ungewöhnlichen Namen Catch me if you can soll mit der Reiterin aus dem niedersächsischen Steinfeld am folgenden Tag zwei Runden beim Nationenpreis absolvieren. «Das würde zu viel», sagte der Bundestrainer.
Weishaupt verzichtete mit Convall, «weil er sich voll auf den Großen Preis am Sonntag konzentriert», wie Becker erklärte. Dann gibt es nicht nur ein Preisgeld von einer Million Euro, sondern für Weishaupt als Sieger des Großen Preises von Spruce Meadows die Chance auf einen Bonus von 250 000 Euro. «Das muss man in Relation setzen, was man da gewinnen kann», sagte Weishaupt: «Man muss seinen eigenen Plan machen. Da muss man schlau sein.»
So blieb nur Ehning aus dem deutschen Trio für das Stechen des mit 125.000 Euro dotierten Preises von Europa übrig. Der 44-Jährige aus Borken ritt mit Funky Fred fehlerfrei, aber für den Sieg zu langsam. Platz eins sicherte sich der Schwede Henrik von Eckermann. Der in der Nähe von Bonn lebende Reiter siegte mit Castello vor dem US-Amerikaner McLain Ward mit Azur.
«Gut, dass uns Marcus rausgerissen hat», sagte Becker. «Wir haben es uns nicht leicht gemacht», sagte der Bundestrainer über den umstrittenen Startverzicht von Klaphake und Weishaupt. «Hoffentlich haben wir die richtige Entscheidung getroffen, das wissen wir aber erst am Ende der Woche.» Dass die Zuschauer «enttäuscht sind, kann ich verstehen».
Für mehrere Favoriten war das Springen bereits nach der ersten Runde unfreiwillig beendet. Der Kanadier Eric Lamaze, zuletzt zweimal in Folge Sieger im Preis von Europa, scheiterte spektakulär an einem Hattrick: Mit Fine Lady kassierte der Olympiasieger von 2008 16 Strafpunkte.
Auch die hoch gehandelte Simone Blum patzte. Die deutsche Meisterin von 2017 ritt mit ihrer Stute Alice, die bei Fachleuten als eines der derzeit besten Pferde der Welt gilt – doch mit acht Strafpunkten war die 28-Jährige aus Zolling chancenlos. Auch einige Routiniers schieden schnell aus. Christian Ahlmann (Marl) kassierte mit Clintrexo ebenfalls acht Strafpunkte, Ludger Beerbaum (Riesenbeck) sammelte mit Casello sogar neun.
Am Donnerstag will der Bundestrainer den CHIO-Hattrick feiern. Die deutsche Nationalmannschaft der Springreiter hatte nach sechsjähriger Pause zuletzt 2016 und 2017 den Nationenpreis gewonnen. Bereits am Nachmittag beginnt der Nationenpreis in der Dressur. Das Quartett um Isabell Werth hat seit 2011 ununterbrochen gewonnen.
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(dpa)